Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Kinders
Dokumentarfilm, AT 2016, Farbe, 93 min., 11.3. OmdU, 13.3. OmeU
Diagonale 2016

Regie: Arash T. Riahi, Arman T. Riahi
Buch: Riahi Brothers
Kamera: Mario Minichmayr, Riahi Brothers
Schnitt: David Arno Schwaiger
Originalton: Claus Benischke, Hjalti Bager-Jonathansson
Sounddesign: Atanas Tcholakov
Produzent:innen: Arash T. Riahi, Karin C. Berger
Produktion: Golden Girls Filmproduktion & Filmservices GmbH
Koproduktion: Servus TV

 

Publikumspreis 2016
Beliebtester Film des Jahres


Ein Musikausbildungsprojekt hilft Kindern und Jugendlichen aus prekären Lebensverhältnissen, persönliche und soziale Barrieren durch Orchester- und Chorproben zu überwinden. Die Begegnung mit der Kunst und die Kraft der Musik ermöglichen es den jungen Protagonist/ innen, einen differenzierten Blick auf sich selbst – und andere – zu werfen. Ein diverses Porträt von Kindheit, erzählt als klassische Held/innenreise.

Denizcan ist ein Einzelgänger. Der Junge lebt in einer betreuten Einrichtung und hat wenig Kontakt zu seinen geschiedenen Eltern. Die exzentrische und schlaue Ariunaa hasst ihre Wutausbrüche und vermisst ihren verstorbenen Vater. Den gleichen Verlust muss auch Denise verkraften, während Nando immer wieder mit rassistischen Anfeindungen zu kämpfen hat. Zarina hat eine wundervolle Stimme, doch keinen Mut, sie zu erheben, und auch Tayep traut sich nicht, sein musikalisches Talent öffentlich zu präsentieren.
Es ist die Musik, die die jungen Protagonist/ innen miteinander verbindet. Anfänglich noch im schulischen Unterricht, später beim Musikförderprojekt „((superar))“, das darauf abzielt, Minderjährige in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Kinders folgt ihrem Weg, dringt dabei jedoch nicht einfach in die persönlichen Lebenssituationen ein, sondern ermutigt die Kinder, in Gesprächen vor der Kamera den eigenen Blick auf sich und die Welt mitzuteilen. Dieser ist manchmal erstaunlich desillusioniert, traurig und sorgenvoll. Im Lauf der Dokumentation verschieben sich jedoch die Perspektiven. Durch die gemeinsamen Orchester- und Chorproben im Musikcamp, mit den Konzertauftritten, aber auch in den kleinen, intimen Momenten des Vorsingens wachsen Selbst- und gegenseitiges Vertrauen: Zum ersten Mal erfahren die Protagonist/ innen, dass sie gehört, gesehen, respektiert werden. Sie öffnen sich, beginnen ihre Sorgen und Freuden miteinander zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen – im Kollektiv entdecken die Außenseiter/innen Gemeinsamkeiten und reifen zu empathischen Individuen. Am stärksten ist Kinders immer dann, wenn die Kamera in stiller Beobachtung adoleszenten Alltag einfängt und sich darüber hinaus größere Kontexte erschließen: wenn etwa ein Junge seine kleine Schwester für ihren Tanzstil beim bunten Abend anfeindet und dabei mit den Lehren der Scharia argumentiert; wenn diese daraufhin im Zimmer den Freundinnen ihr Herz ausschüttet und Schwesternbünde geschlossen werden.
Kinders erzählt die Entwicklung seiner Protagonist/ innen als klassische Held/innenreise. Sie beginnt klein und zögerlich und endet mit einem großen Konzert. Dabei geht es nicht primär um das Bewältigen scheinbar unüberwindbarer Hürden, sondern vielmehr um die Begegnung mit der Kunst und der Kraft der Musik. Sie zeigt den Protagonist/innen, die trotz ihrer jungen Jahre mitunter zu sachlich und abgeklärt über die Welt reden, einen Weg, einen anderen, vielleicht sogar freieren Blick zu wagen – auf sich selbst wie auch auf andere.
(Katalogtext, mk)

goldengirls.at

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