Österreich!
Innovatives Kino kurz, AT 2001, Farbe, 4 min., dOF
Diagonale 2019
Regie: Hubert Sielecki
Johann Lurf, Diagonale'19-Trailer-
Künstler, versammelt historische
und aktuelle Filmarbeiten,
die politisches Denken, Sprechen,
Handeln und Filmemachen als
gegenwärtig dringlich ausweisen.
Wie können wir formal präzise mit neuen Blickwinkeln
gegen starre Denkmuster arbeiten? Der
Künstler des diesjährigen Diagonale-Trailers, Johann
Lurf, versammelt historische und aktuelle Filmarbeiten,
die politisches Denken, Sprechen, Handeln und
Filmemachen als gegenwärtig dringlich ausweisen.
Allesamt hinterfragen sie scheinbar Gegebenes. Mit
welchen Strategien beleuchten Filmschaffende politische
Gegenwart und bewegen die Betrachtenden?
Ohne Bewegung keine Veränderung – das Bewegtbild
als Denkanstoß.
Mit ihrem neuen Film Cablestreet nutzt Meredith
Lackey investigative Methoden und zeigt das Verlegen
eines Tiefseekabels durch den Konzern Huawei,
während sie auf der Tonebene einen Dialog aus
Wikileaks-Dokumenten konstruiert. Der von Laura
Poitras ( u. a. Citizenfour) produzierte Film feiert
nach der Premiere in Sundance auf der Diagonale’19
Europapremiere.
Der Künstler Tzion Abraham Hazan beobachtet in
Marganith einen Militärturm im Zentrum von Tel Aviv,
dem er eine doppeldeutige Komposition aus Elementen
traditioneller Männergesänge gegenüberstellt.
Harun Farockis Klassiker Nicht löschbares Feuer
kann nicht oft genug gezeigt werden: Wie bringt ein
Konzern seine Arbeitskräfte dazu, trotz moralischer
Bedenken Waffen zu produzieren?
Wenn Karpo Godina in Zdravi ljudi za razonodu
(Healthy People for Fun) Priester nach den Eigenschaften
ihrer Gemeinde fragt und diese behaupten,
dass ihre Volksgruppe besonders ordentlich, sauber
und gesund sei, entlarven sich patriotische Märchen
von selbst.
Derselbe Filmemacher bekommt vom Militär
den Auftrag, einen Film über dieses zu drehen, macht
aber einen Liebesfilm: Kein Panzer ist in O ljubavnim
veštinama ili film sa 14441 kvadratom (On the Art
of Loving or Film with 14441 Frames) zu sehen, nur
Scharen von sehnsüchtigen Männern und Frauen
aus dem benachbarten Dorf, die mit den Soldaten
scheinbar nichts zu tun haben wollen.
Der pointierte Film Österreich! von Hubert Sielecki
fokussiert schließlich das wichtigste Thema im
Staat: diesen selbst. Es ist scheinbar nicht so einfach,
über den Tellerrand Staatsgrenze hinaus zu denken.
(Johann Lurf)