Tangled
Innovatives Kino kurz, AT 2017, Farbe, 6 min.
Diagonale 2018
Regie: Pille-Riin Jaik
Weitere Credits: Konzept und Realisation: Pille-Riin Jaik
Produzent:innen: Pille-Riin Jaik
Hände, die Garn in eine Nadel
einfädeln, Stoff besticken. Eine
Nähmaschine auf der Tonspur. Die
manuelle Arbeit passt sich dem
Tempo der mechanischen Nadel
an, bis das Handwerk nicht nur im
anamorphotisch verzerrten Kader,
sondern auch im Geschwindigkeitsrausch
unsichtbar wird. Bis sich der
Faden verheddert, die Maschine
blockiert, die Arbeit zum Stillstand
kommt. Es bleibt ein weißes Bild:
unausgefüllt, unergründbar.
Eine Großaufnahme von Fingern, die einen
Faden durch ein Nadelöhr führen und anschließend
ein mit einem Schwarz-Weiß-Foto bedrucktes Stück
Stoff besticken. Nicht nur die Einstellungsgröße,
sondern auch das anamorphotische, merkwürdig
verzerrte Bild, das sich an den Rändern in Unschärfe
verliert, engt den Blick auf die Handarbeit ein. Dazu
das Rattern einer Nähmaschine auf der Tonspur.
Zunächst folgt der manuelle Vorgang des Verwebens
von Textil und Garn noch seinem eigenen Rhythmus,
passt sich aber im Tempo allmählich dem hämmernden
Stakkato der mechanischen Nadel an. Die
Sichtbarkeit des Handwerks geht im aggressiven
Geschwindigkeitsrausch verloren. Bis sich der Faden
verheddert, verknotet, unter Spannung zu reißen
droht, die Maschinerie blockiert und die Arbeit zum
Stillstand gelangt – was bleibt, ist ein weißes Bild:
unausgefüllt und unergründbar.
(Katalogtext, mk)