Diagonale
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Die Wölfin vom Teufelsmoor aka Tod im November
Spielfilm, AT 1978, Farbe, 84 min.
Diagonale 2013

Regie: Helmut Pfandler
Buch: Helmut Pfandler, Karl Heinz Willschrei
Darsteller:innen: John Philipp Law, Florinda Bolkan, Siegfried Wischnewski, Claudia Rieschel, Guido Wieland
Kamera: Hanns Matula
Schnitt: Daniela Padalewski-Junek, Wolfang Schacht
Musik: Gerhard Heinz
Produzent:innen: Wolfgang Odelga

 

Fantasy-Horror und Mystery-Spektakel im Bauernidyll: Florinda Bolkan, brasilianische Grande Dame des 1970er Euro-Kinos, ist Walburga Vendel, die Hexe vom Erlhof. Bedrohung naht durch John Philipp Law (dem berühmten männlichen Engel in Roger Vadims Barbarella) als Architekt aus der Stadt, der das Land vermessen lassen und hier industrielle Urbanität etablieren will. Liebe trifft auf Hass, seltsame Todesfälle häufen sich. Ein zu Unrecht vergessenes Kleinod des Kommerzkinos aus dem Blut und Boden des Heimatfilms.

Katalogtext Diagonale 2013:

Kruzifix, ein im Bauernidyll angesiedeltes Stück Fantasy-Horror! Drei Jahrzehnte vor Twilight, ein rurales Mystery-Spektakel voller Dämonen, archaischem Mummenschanz und schwarzer Magie. Starbesetzt. International ausgerichtet. Der ultrarare Versuch, einen Genre-Blockbuster aus rotweißrotem Sagengut zu basteln. Mythisch. Mystisch. Hinreißend. Und doch damals von Kritik wie Publikum gescholten und niedergeprügelt. In jedem Fall ein prachtvoller Versuch und eine bizarre wie essenzielle Anekdote des Fantastischen Films.

Florinda Bolkan, brasilianische Grande Dame des 1970er Euro-Kinos und bekannt durch ihre Arbeit mit Luchino Visconti, Lucio Fulci und Elio Petri, ist die wilde Frau, die Hexe vom Erlhof, Walburga Vendel. In Dirndlbustier, Lodenrock und Dungstiefeln trägt sie ihre atemberaubende Schönheit durch knisternde Wälder, männerverschlingende Moore und schlammfarbene Ackerebenen. Sie ist der Kontaktpunkt, das Medium für die anderen, die kleinen Teufel, die transzendenten Mächte. Denn hier – unerkennbar ob Waldviertel oder Marchfelder Ebene – ist die Welt noch klar aufgeteilt zwischen dem Herrgott als gütigem Apoll und dem Satan als befruchtendem, die Sinne verwirrendem Dionysos.

Doch Bedrohung naht in hübscher Gestalt. John Phillip Law, für ewig berühmt als Männer-Engel Pygar in Roger Vadims Barbarella, ist John Valetti, Architekt aus der fernen bösen Stadt, der die Gegend vermessen und den Trampeln mittels eines riesigen Industrieprojekts urbanen Benimm beibringen will. Die Kommerzialisierung, die Wissenschaft, sie bringen Unordnung und Untergang. Florinda wispert: „So weit haben wir es also gebracht. Das ist unser Leben. Klein und armselig. So, dass sich nicht einmal mehr Himmel und Hölle für uns interessieren.“ Liebe und Hass machen schnelle Lunten. Unerklärliche Todesfälle häufen sich. Und der Kampf gegen die Moderne wird in stiernackigen Wirtshausräumen schnell manifest: „Studieren macht ja impotent!“

Ein zu Unrecht vergessenes Kleinod des Kommerzkinos zwischen Blut und Boden des Heimatfilms, den osteuropäischen Erwachsenenmärchen von Jaromil Jireš, Jan Švankmajer, Georgi Kropatschew und Alexander Ptuschko und dem naturesoterischen Trip-Kino von Nicolas Roeg und Peter Weir. Für den 1929 in Gmünd geborenen Regisseur und Lyriker Helmut Pfandler blieb es der einzige Wurf für die große Leinwand zwischen braven TV-Arbeiten, bevor er sich komplett der fortschrittskritischen Poesie hingab. Spätestens wenn der Dorf-Loki Kasimir unter Walzerklängen die Professur für Teufelswerk und Übersinnliches überreicht bekommt, wird die Satire klar. Und sind Meister und Margarita (siehe Michail Bulgakows fantastisch-satirischen Hyperklassiker) ins Mariand-Land eingezogen. (Paul Poet)

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