Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?
Dokumentarfilm, AT/DE 2004, Farbe, 71 min., OmeU
Diagonale 2020
Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Gerhard Friedl
Weitere Credits: Tonschnitt: Klaus Barm
Produzent:innen: Laura Einmahl, Ivette Löcker
Friedls herausragender Film folgt den verbrecherischen Verstrickungen und Gebrechen deutscher Wirtschaftsdynastien im 20. Jahrhundert. Der Film – ein hypnotisches Vexierspiel an der Schnittstelle zwischen Dokument, Essay und pulp fiction facts – zeigt, wie Tatbestände und die öffentliche Meinung sich überlagern und auseinanderfallen.
Tote Arbeit (Anm. d. Red.: Arbeitstitel des Films)
ist ein essayistischer Dokumentarfilm. Der unternommene Versuch zielt auf ein mögliches Bild des
Wirtschaftlichen. Der Kern des Wirtschaftlichen,
sein Regulativ, die Rede von der „unsichtbaren Hand“
des Marktes verweist darauf, scheint unzugänglich.
Ein magisches Geschehen also, ganz im Sinne des
einzig verbindlichen Dogmas des Magischen: das
Sichtbare nämlich als eine Äußerung des Unsichtbaren zu begreifen.
(Gerhard Friedl, in: Volker Pantenburg (Hg.), Gerhard
Friedl. Ein Arbeitsbuch. FilmmuseumSynemaPublikationen 34, Wien 2019.)
Das Langfilmdebüt von Gerhard Friedl ist ein
hypnotisches Vexierspiel an der Schnittstelle zwischen Dokument, Essay und pulp fiction facts. Auf
der Tonspur eine in gnadenlos objektivem Sprechduktus vorgetragene Erzählung von den labyrinthischen Genealogien, verbrecherischen Verstrickungen und Gebrechen deutscher Wirtschaftsdynastien
im 20. Jahrhundert. Im Bild: bestechend kadrierte
Aufnahmen, meist Schwenks und Fahrten durch
europäische Finanzzentren, Produktionsstätten und
Landschaften. Manchmal kommen Bild und Ton zur
Deckung, manchmal verfehlen sie sich knapp. Stets
legen sie Zusammenhänge nahe.
(Katalogtext, Christoph Huber)
Es ist kein Gefühl der Überlegenheit, das der
Regisseur Gerhard Friedl mit seinem Publikum
teilt. Vielmehr gibt er mit den Fährten, die er legt,
ein Gefühl von Ohnmacht an den Zuschauer weiter:
Politik und Finanz wurden sich seit jeher einig – und
zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
(Aki Beckmann)