Funny Games
Spielfilm, AT 1997, Farbe, 109 min., OmeU
Diagonale 2022
Regie, Buch: Michael Haneke
Darsteller:innen: Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch, Frank Giering, Stefan Clapczynski
Kamera: Jürgen Jürges
Schnitt: Andreas Prochaska
Originalton: Walter Amann
Szenenbild: Christoph Kanter
Kostüm: Lisy Christl
Produzent:innen: Veit Heiduschka
Produktion: wega Filmproduktion
In Referenz zum 80. Geburtstag von Michael Haneke
Anna und Georg fahren mit Sohn Schorschi in ein Sommerhaus am See. Während Anna das Abendessen bereitet, fragt ein junger Mann
freundlich nach ein paar Eiern. Ab diesem Zeitpunkt dringen Peter und Paul in das Wochenenddomizil der Familie ein und quälen sie auf sadistische Weise zu Tode. Im österreichischen Psychothriller Funny Games aus dem Jahr 1997 spielen Ulrich Mühe und Susanne Lothar die Hauptrollen. Der Film feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1997, wo er bei Publikum und Kritik polarisierte.
Im österreichischen Psychothriller Funny Games aus dem Jahr 1997 spielen Ulrich Mühe und Susanne Lothar die Hauptrollen. Der Film feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo er bereits Publikum und Kritik polarisierte. 2007 drehte Haneke das US-Remake mit dem Titel Funny Games U.S. mit Tim Roth und Naomi Watts. Der Inhalt beider Filme ist identisch: Anna und Georg fahren mit Sohn Schorschi in ein Sommerhaus am See. Während Anna das Abendessen bereitet, fragt ein junger Mann freundlich nach ein paar Eiern. Ab diesem Zeitpunkt dringen Peter und Paul in das Wochenenddomizil der Familie ein und quälen sie auf sadistische Weise zu Tode. Haneke stellte seine Erstversion Szene für Szene nach. Er hatte sich vertraglich ausdrücklich die Kriterien „Final Cut“ und „Shot-by-Shot-Remake“ zusichern lassen. Dieses Remake begründete Haneke in einem Interview mit dem „Berliner Tagesspiegel“ so: „Als das Remake-Angebot an mich herangetragen wurde, habe ich gedacht: Wenn ich noch einmal das Gleiche erzählen will, warum dann nicht Einstellung für Einstellung? Ich hatte nicht das Bedürfnis, etwas hinzuzufügen. Ich habe von Anfang an klar gesagt, dass ich das nur mache, wenn ich den Final Cut habe. Bei der Musik wurde versucht, statt John Zorn aus Publicity-Gründen Marilyn Manson einzusetzen. Aber sie hatten keine Möglichkeiten. Im Vertrag stand Final Cut und Shot-by-Shot-Remake.“
(Katalogtext)
In meinen Filmen geht es mir darum, das Misstrauen des Zuschauers zu schüren: gegen die Erzählstrategie des Machers. Film ist Manipulation. Ich finde, ich habe eine moralische Verpflichtung, diese Art von Manipulation durchschaubar zu machen. In dem Moment, wo ein Zuschauer für einen Genrefilm zahlt, unterschreibt er doch quasi den Vertrag: Ich will mich jetzt auf die Folter spannen lassen, ich will mich manipulieren lassen. Aber bei Filmen, die sich ernsthaft mit einer Problematik beschäftigen, sollte man den Zuschauer so ernst nehmen, wie man selbst ernst genommen werden will. Ich will nicht für blöd verkauft werden.
(Michael Haneke, Interview in Süddeutsche Zeitung)
Einen solchen Film, sagt man, den schaut man weniger an, den übersteht man allenfalls. Aber genau das ist falsch. Man sollte ihn nicht überstehen wollen, man sollte den Blick verändern. Man kann nicht zweimal Funny Games ansehen, nicht etwa, weil die einzelnen Bilder unerträglich wären, sondern weil die Erfahrung dieses Films nicht wiederholbar ist. Nun aber hat Haneke ein Remake gedreht, in Amerika, mit Stars wie Naomi Watts und Tim Roth. Ansonsten keine Veränderung, es ist beinahe eine shot-by-shot-Wiederholung. Haneke hat, kann man sagen, seinen Prozess mit dem Filmemachen und dem Zuschauen dort hingebracht, wo er hingehört. Er hat der Traumfabrik ein vergiftetes Geschenk gemacht, das nun, in der dritten Potenz des „unmöglichen Films“ zu uns zurückkommt. Das böse Hollywood-Remake eines bösen österreichischen Films, das uns dazu zwingen will, eine Anti-Kino-Erfahrung noch einmal zu machen, für die es doch keine Wiederholung geben sollte.
(Georg Seeßlen, epd-film.de)
Seine Filme sind Versuchsanordnungen, in denen Reaktionen getestet werden. Um Motive kann es da gar nicht gehen, und Psychologie und Soziologie haben in dieser Welt so wenig Platz wie im Labor des Wissenschaftlers. Es ist immer wieder dasselbe Schema von Aktion und Reaktion, das Haneke so lange zerdehnt, bis es wie in Zeitlupe abläuft. Und mit dem Ergebnis lässt er den Zuschauer allein. Im Grunde ist es also Haneke, der mit seinen Zuschauern funny games spielt. Er bestimmt die Regeln, und wir können nur reagieren.
(Michael Althen, Süddeutsche Zeitung)