My Talk with Florence
Dokumentarfilm, AT 2015, Farbe, 129 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch: Paul Poet
Darsteller:innen: mit Florence Burnier-Bauer, Paul Poet
Kamera: Johannes Holzhausen
Schnitt: Andi Winter
Originalton: Johannes Holzhausen
Musik: The Laughing Hyenas, Peter Brunner
Kino-Konzert mit Alec Empire
In Kooperation mit dem Elevate Festival
Eine lädierte Puppe, die sie nicht
aus der Hand lässt, dient der Künstlerin
Florence Burnier-Bauer als
Spiegelungs- und Reflexionsmittel,
während sie Unfassbares berichtet.
Ein von Gewalt geprägtes Leben,
unter anderem am Friedrichshof
bei Otto Muehl. Regisseur Paul
Poet belässt das Gespräch mit
Burnier ungeschnitten. Durchaus
ein logischer Akt des Respekts.
Screening mit Livevertonung von
Alec Empire anlässlich des Release
der DVD-Edition von My Talk With
Florence (Trost, Cargo/Indigo).
Die in Paris geborene Florence Burnier lebte
zehn Jahre lang in Otto Muehls Künstlerdiktatur am
Friedrichshof, bevor ihr der Ausstieg gelang. Zum
Zeitpunkt des Interviews, das Regisseur Paul Poet
2008 führte, war sie Ende fünfzig. Teile des Materials
hat Poet vor einigen Jahren bereits in installativen
Kontexten ausgestellt, aber für My Talk with Florence
belässt er das Gespräch mit Burnier ungeschnitten,
reichert es mit einigen Archivaufnahmen an.
Eine lädierte Puppe, die sie nicht aus der Hand
lässt, dient der Künstlerin Florence Burnier-Bauer
als Spiegelungs- und Reflexionsmittel, während sie
Unfassbares berichtet. Und nie schien es dringlicher,
sie berichten zu lassen. Bereits als Kind sexuell misshandelt,
erfährt Burnier immer wieder Gewalt, Übergriffe,
Ohnmacht. Sie nimmt Drogen, begeht Einbrüche,
arbeitet als Prostituierte – und bekommt drei
Kinder. Vor allem für diese hofft Burnier schließlich auf
Schutz in Otto Muehls Kommune. Ein Trugschluss.
Ungefiltert treffen Poets Fragen auf eine beeindruckend
reflektierte, kämpferische, offene Frau, die
sich in diesem Film endlich in selbstbewusster Geste
mitteilen kann. So nimmt der Film auch die Zuseher/
innen in die (reflexive) Pflicht. Eine Bühne als
Schutzraum – wenn, solange, weil man die Akteurin
respektiert.
(Katalogtext, az)