Revanche
Spielfilm, AT 2007, Farbe, 117 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch: Götz Spielmann
Darsteller:innen: Johannes Krisch, Ursula Strauss, Andreas Lust, Hanno Pöschl
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Karina Ressler
Musik: Walter W. Cikan
Szenenbild: Maria Gruber
Kostüm: Monika Buttinger
Produktion: Prisma Film, Spielmann Film
In Götz Spielmanns Drama Revanche
spielte Hanno Pöschl seine
vorerst letzte große Kinorolle. Als
schmieriger Bordellbesitzer kommt
ihm in dem Drama rund um Schuld
und Sühne, Großstadt und Provinz
eine wichtige Nebenrolle zu. Der
Film, der um eine schicksalhafte
Dreieckskonstellation zwischen einem
Kleinganoven, einem Polizisten
und dessen Frau kreist, war für den
Auslands-Oscar nominiert.
In Götz Spielmanns Drama Revanche spielte
Hanno Pöschl seine vorerst letzte große Kinorolle. Als
schmieriger Bordellbesitzer kommt ihm in dem Drama
rund um Schuld und Sühne, Großstadt und Provinz
eine wichtige Nebenrolle zu. Der Film kreist um
eine schicksalhafte Dreieckskonstellation zwischen
dem Kleinganoven Alex (Johannes Krisch), dem
Polizisten Robert (Andreas Lust) und dessen Frau
Susanne (Ursula Strauss). Als bei einem Bankraub
versehentlich seine Geliebte getötet wird, schwört
Alex Vergeltung und begibt sich auf einen persönlichen
Rachefeldzug. Anstatt sich jedoch tatsächlich
zu rächen, beobachtet er die Lebensumstände des
„Täters“ recht genau und lässt sich schließlich auf
eine Affäre mit dessen Frau ein, die sich schon seit
Langem ein Kind wünscht. Irgendwann ist nicht
mehr klar, ob Susanne Mittel zum Zweck der Rache
ist oder ob sich über sie eine überraschende Katharsis
ereignet.
Die präzise Milieustudie mutiert kontinuierlich
und unvorhersehbar zum düsteren Thriller. Spielmann
konzentriert sich in Revanche auf den Ausbruch
des Tragischen in den Leben ganz gewöhnlicher
Leute, die er auf eine verzwickte, schlaue Weise
miteinander verknüpft, sodass jede einzelne Figur
dem/der Zuschauer/in in ihrer Verzweiflung und
Schwäche nahegeht. Den entscheidenden Schlüssel
zur Figur des Kleinganoven Alex liefert Hanno Pöschl
als dessen Zuhälterboss. Er erkennt nämlich, dass
sein Handlanger in Wirklichkeit zu weich ist für die
zwielichtige Umgebung, in der er sich aufhält – ein
Charakterzug, der sich als entscheidend für die
gesamte Filmhandlung herausstellt.
(Katalogtext,
ast)
Man würde sich hierzulande jedes Jahr mehrere
Filme wie diesen wünschen: Erzählungen, die ihre
Charaktere in Bewegung setzen, anstatt sie resignativ
und voll Ressentiment leiden zu lassen. Genau:
Kino, das bewegt.
(Claus Philipp, Der Standard)
Die Figuren in Revanche sind so faszinierend,
weil sie so glaubwürdig sind. Um sie herum wuchern
die Mythen, aus denen die Lebensträume: von der
perfekten Familie, vom geglückten Neuanfang, von
der Seelenreinigung durch Revanche. Der Gang aufs
Land gelingt Götz Spielmann, weil seine Geschichten
dort eine Echokammer finden, da sich das, was
daran persönlich erscheint, universale Gültigkeit
erlangt. Endlich wieder ein heimischer Film, der
zur ganz großen Erzählung ausholt! Revanche hat
etwas Selbstverständliches und Unangestrengtes,
eine organische Beschaffenheit: wie die Spätsommersonne,
die durch das Waldgrün fällt und Licht
und Schatten bringt. Und irgendwann kommt der
Herbstnebel.
(Markus Keuschnigg, Die Presse)
Der österreichische Regisseur Götz Spielmann
geht mit seinem verstörenden Heimatfilm, der für
den Auslands-Oscar nominiert ist, auf Distanz zu
seinen kühlen Landsleuten Ulrich Seidl und Michael
Haneke. Die gefühlsstarke Erzählung von Zufall und
Schuld trägt groteske, aber nie sarkastische Züge
und entfaltet tragische Wucht, ohne die Macht des
Schicksals zu bemühen. Spielmann zeigt in klar
komponierten Bildern, wie ein Getriebener Vergeltung
sucht und dabei ein wenig Erlösung findet.
(Der Spiegel)