Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Kein halbes Leben
Dokumentarfilm, AT 2018, Farbe, 70 min.
Diagonale 2018

Regie, Buch: Sybille Bauer
Darsteller:innen: Renate Bauer, Kerstin Brüstl, Florian Grill
Kamera: Marie-Thérèse Zumtobel
Schnitt: Anna Grenzfurthner
Originalton: Ben Palier Nora Czamler Simon Spitzer Ken Rischard Theda Schifferdecker
Sounddesign: Simon Spitzer
Weitere Credits: Produktion: Lixi Frank Dramaturgische Beratung: Constantin Wulff, Dariusz Kowalski Tonmischung: Eric Spitzer Farbkorrektur, Mastering, DCP: Simon Graf Casting: Sybille Bauer, Simon Spitzer zusätzliche Kamera: Sybille Bauer VHS Kamera: Horst Bauer Untertitel, Übersetzung: Stefania Schenk Vitale, Wortschatz Produktion
Produzent:innen: Lixi Frank

 

Ausgehend von der Geschichte ihrer Mutter begleitet Sybille Bauer drei Leben, die sich über innige Verbindungen zwischen Mensch und Hund definieren. Und erzählt dabei von Beziehungen, die verloren gegangen sind – von Vereinzelung und vom Versuch, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Ein Kalenderspruch besagt, der Hund sei der beste Freund des Menschen. Diese Weisheit lässt sich mit dem Film umformulieren: Der Hund ist für manche der allerbeste Begleiter, um die eigene Kraft wiederzufinden.

Mit ihrer Mutter Renate sitzt Sybille Bauer auf dem Sofa – es ist die einzige Szene des Films, in der die Filmemacherin selbst zu sehen ist. Gemeinsam durchblättern sie Familienalben, kommentieren lachend frühere Frisuren. „Ist das Bea oder Pia?“, fragt die Tochter und deutet auf eine doppelseitige Anordnung von Fotos eines Hundes: im Schnee, schlafend im Körbchen, unter dem Weihnachtsbaum.
Ausgehend von der Geschichte ihrer Mutter begleitet Sybille Bauer drei Leben, die sich über innige Verbindungen zwischen Mensch und Hund definieren. Und erzählt dabei von Beziehungen, die verloren gegangen sind, und von Vereinzelung. Als Renates Mann verstarb, spendeten ihr nur die Hunde Trost, erfährt die Tochter im wohl emotionalsten Gespräch des Films. Mitunter waren sie der einzige Grund aufzustehen und die zutiefst traurige Stille zu durchbrechen. Florian dagegen wurde von seiner Freundin verlassen. Während die Trennung noch immer an ihm nagt, sucht er Vertrauen und Nähe bei seinem Vierbeiner. Die Mitte zwanzigjährige Kerstin wiederum zog jung zum Vater und brach mit der Mutter, als diese versuchte, Tochter und Hund voneinander zu trennen.
Mit zugewandter Sympathie begleitet der Film die Protagonist/innen mitsamt ihren steten Begleitern beim Gassigehen, am Esstisch, bei Alltagsverrichtungen. Immer wieder bringt sich die Filmemacherin aus dem Off ins Gespräch ein, während Marie-Thérèse Zumtobels Kamera die Mensch-Tier-Beziehungen sensibel – und ohne nach Absonderlich- keiten zu fahnden – ins Bild fasst. Fast möchte man einen therapeutischen Aspekt im Prozess des Filmens ausmachen: wenn Florian etwa seine Gefühle mit ruhiger Stimme artikuliert und so auch ein Stück weit den erlebten Verlust und sein Leben sortiert. Nach und nach etabliert Bauer neue Akzente in den drei Erzählsträngen, und zusätzlich zum Gefühl des Verbundenseins werden sanfte Umwälzungen in den Blick genommen: Kerstin etwa holt sich Erziehungshilfe beim Tierpsychologen, um dem problematischen Temperament ihres Hundes Hunter angemessen begegnen zu können – weil seine Rasse auf der Liste der sogenannten „Kampfhunde“ steht, ist ein besonders achtsamer Umgang gefordert. Renate, die im Tierheim arbeitet, feixt im engen Gehege entzückt mit einem quirligen Wurf junger Welpen. Und Florian, der gerne in wohlige Ruhemomente mit seinem felligen Begleiter einsinkt, erprobt als Hundepate des Tierschutzvereins neue Spielarten der Erstbegegnung, um sich auf ein unbekanntes Tier einzustellen. Ein alter Kalenderspruch besagt, der Hund sei der beste Freund des Menschen. Diese Weisheit lässt sich mit dem Film umformulieren: Der Hund ist für manche Menschen der allerbeste Begleiter, um die eigene Kraft wiederzufinden.
(Katalogtext, jk)

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