Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Auf den Barockaden
Dokumentarfilm, AT 2014, Farbe, 85 min., OmeU
Diagonale 2015

Regie, Buch: Doris Kittler
Darsteller:innen: mit House of Paint, Eva Hottenroth, Monika Roesler, Otto Lechner, Jón Gnarr, Georg Friedrich, Vincenz Wizlsperger, Johanna Orsini-Rosenberg
Kamera: Doris Kittler, no such
Schnitt: Doris Kittler, AnnA
Originalton: Walther Soyka
Musik: Otto Lechner, Natasa Mirkovic-De Ro, Matthias Loibner, Art Denisson
Produzent:innen: Sebastian J. F.
Produktion: Cronos Film

 

2007 tobt im Augarten der heftige Protest einer Bürgerinitiative gegen die Errichtung eines Konzertsaals für die Wiener Sängerknaben. Das „Josephinische Erlustigungskomitee“ stellt sich in barocken Kostümen mit Widerstandshühnern und Vertreibungsenten den Baggern und Bauherren entgegen. Doris Kittlers Film begleitet die Aktivist/innen bei ihrem kreativen Widerstand gegen das Projekt zur Rettung eines Stücks gemeinsamen Lebensraums.
www.auf-den-barockaden.at , www.cronos.at

Katalogtext Diagonale 2015:
Der Augarten im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Die Sonne geht auf über dem Park, Jogger/innen ziehen ihre Runden durch die grünen Alleen. Doch die Idylle trügt. In einem Winkel des Barockgartens soll eine Konzerthalle für die Wiener Sängerknaben errichtet werden. Die örtliche Politik ist sich bereits mit einem privaten Investor einig, das 12-Millionen-Euro-Projekt soll in die erste Bauphase gehen. Schnell formiert sich ein Bürger/innen-Protest gegen den futuristischen Gebäudekomplex aus Stahlbeton und Glas auf einem Stück öffentlichem Raum, das unter Natur- und Denkmalschutz steht. Als die Appelle kein Gehör bei der Stadtregierung finden, besetzen die Demonstrant/innen das Areal am Augartenspitz. „Na ja, warme Socken stricken“, sagt Initiatorin Raja Schwahn-Reichmann und erklärt sich zu allen Agitationen bereit. Ihrer anarchistischen Überzeugung folgend gründet sie das „Josephinische Erlustigungskomitee“, eine Referenz auf Joseph II., der den ursprünglich dem Hofadel vorbehaltenen Park 1775 für die Allgemeinheit öffnen ließ. In barocken Gewändern schicken sich die Aktivist/innen an, in „einen festlichen Widerstand durch positives Verhalten, durch die Erlustigung“ zu treten. Doris Kittler begleitete die Demonstrant/innen von den Anfängen des Protests bis zur endgültigen Räumung des Geländes und dokumentierte die Aktivitäten der Gegenbewegung in ihrer kreativen Opposition. Feuchtfröhliche Picknicks, Dachreiten auf dem Pförtnerhäuschen, Widerstandshühner und Sängerknaben-vertreibungsenten stehen für den zivilen Ungehorsam gegen das rüde Vorgehen einer Security-Firma unter den Augen der Polizeibeamt/innen. Auf den Barockaden behandelt Fragen des öffentlichen Eigentums und der Machtverhältnisse zwischen Bürger/innen und politischem Establishment: ein Kampf gegen Windmühlen, geführt mit gewitztem Aktionismus. (mh)

Die Idee zum Film entstand einerseits aus meinem Interesse an gesellschaftspolitischen Prozessen in meiner Umgebung, andererseits an einer außergewöhnlichen Figur des Wiener Lebens, Raja Schwahn-Reichmann. Schon vor diesem Protest habe ich mich für Formen des kreativen Widerstands interessiert, denn ich war müde von den immer gleich gestalteten Demos, deren meist harte und negativ formulierte Ästhetik mir in ihrer Strategie falsch erschien. (Doris Kittler, Die Presse-Interview)

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