Diagonale
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Sicherheit123
Dokumentarfilm, AT/IT 2019, Farbe, 72 min., OmeU
Diagonale 2020

Regie: Florian Kofler, Julia Gutweniger
Buch: Julia Gutweniger, Florian Kofler
Kamera: Julia Gutweniger
Schnitt: Julia Gutweniger, Florian Kofler
Originalton: Florian Kofler
Musik: Edgars Rubenis
Sounddesign: Florian Kofler
Produzent:innen: Julia Gutweniger, Florian Kofler

 

Diagonale’20 – Die Unvollendete. Die Diagonale’20 wurde aufgrund der behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 abgesagt.

Vor den Blicken der Unwissenden verborgen durchzieht ein feines Sicherheitsnetz die Alpen. Eingekleidete Gipfel, Experimente mit herabfallenden tonnenschweren Objekten, Schulungen und Kurse, die auf den Ernstfall vorbereiten sollen. Hier haben Julia Gutweniger und Florian Kofler ihre Kamera positioniert. Auf dem schmalen Grat zwischen Katastrophenschutz, Risikomanagement und einer Begeisterung für das apokalyptische Spektakel.

Wie ein riesiger Stehkragen aus Beton schützt der Wall ein alpines Dorf vor den Wasser- und Schlammmassen, die bei Schneeschmelze in den Ort einfallen könnten. Und dort, ein grobmaschiges Kettenhemd: Kletterprofis bekleiden Felsgipfel mit ihm, um Brocken, die sich womöglich lösen, von ihrem Sturz ins Tal abzuhalten. Mit großer Geste verkündet das Ministerium für ein lebenswertes Österreich auf einem Plakat: „Wir schützen Ihren Lebensraum vor Wildbächen, Lawinen und Erosion.“ Und beim 4th World Landslide Forum in Ljubljana trifft man sich, um einerseits einander auf den neuesten Forschungsstand zu bringen, andererseits sitzt man gebannt vor Präsentationen, in denen gewaltige Erdmassen ins Wasser stürzen.
Dem schmalen Grat zwischen Katastrophenschutz, Risikomanagement und Begeisterung für das apokalyptische Spektakel begegnen Julia Gutweniger und Florian Kofler mit statischen Bildern. Dank ihnen gelingt den beiden Filmemacher/innen aus Südtirol eine sachliche Distanz zum Geschehen, die gleichwohl eine Lücke lässt: Durch sie sickern Humor und ironische Untertöne, welche reichlich trocken daherkommen. Wenn ein mit roten Sicherheitshelmen versehenes Publikum vor einer Felswand ausharrt, die Handykameras emporgestreckt wie bei einem Popkonzert, kurz darauf ein grünes Gebilde in einem Netz landet, ein „Wow!“ aus den Boxen dringt und schon bald ein kleines Feuerwerk gezündet wird, dann ist man kurz überrascht, Teil dieser besonderen Show geworden zu sein. Dass derlei Momente außerdem von Edgars Rubenis’ elektronischen Kompositionen untermalt werden – subtil und losgelöst, dabei trotzdem organisch und warm pluckernd –, ist ein weiteres schweres, dieses Mal jedoch ungefährliches Pfund dieses Films.
„Auf der Suche nach dem springenden Punkt werde ich beeinflusst von Beobachtungen, scheinbar Nebensächlichem, Gesprächsfetzen, vermeintlich oder auch wirklich Praktischem (…). Aus dem Zusammenhang genommen verlieren diese gesammelten Eindrücke meist ihren Sinn, vieles wird absurd oder etwas ganz anderes. Ich schweife durch die Bereiche und verheddere sie miteinander. Dadurch entsteht ein Kosmos, der eine merkwürdige Ansammlung reduzierter Szenarien vereint“, beschreibt Julia Gutweniger einmal die Dynamik ihres Arbeitsprozesses. In Sicherheit123 wird er bildhaft.
(Katalogtext, cw)

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