Robert Tarantino
Dokumentarfilm, AT 2012, Farbe, 77 min., OmdU
Diagonale 2013
Regie, Buch: Houchang Allahyari
Darsteller:innen: mit: Robert Tarantino, Marie-Therese Lind, "Humungus", Franciscus Beacon-Schandl, Anna Grünwald u.a.
Kamera: Daniel Kundi
Schnitt: Daniel Kundi
Originalton: Daniel Kundi
Musik: Bino, Lox-P, Wolfgang Hell
Sounddesign: Christopher Frank
Produzent:innen: Houchang Allahyari
Produktion: allahyari filmproduktion
Robert Tarantino: No-Budget-Filmer und Wiener Original. Die Dreharbeiten zu seinem jüngsten Streifen Blood City Massacre sind für den schüchternen Arbeitslosen Lebensinhalt und Therapie. Sein engagiertes (Laien-)Ensemble avanciert zur Ersatzfamilie, Hauptdarstellerin Marie sähe er auch gerne privat an seiner Seite. Houchang Allahyari folgt dem „Rebel without a Crew“ bei Planung und Dreharbeiten. Ein Genre-Film im wahrsten Sinne des Wortes. Das humorige Porträt eines leidenschaftlich Getriebenen.
Katalogtext Diagonale 2013:
„Heast Dracula, du Oaschkretzn, du g’schissene – wos is – du bist mei’ Todfeind.“ (Filmzitat: Vampires in Vienna)
Eine Filmpremiere. No-Budget-Filmer Robert Tarantino begrüßt schüchtern das Publikum. Nach dem Upload des Trailers habe er bereits eine Einladung zu einem Underground-Filmfestival erhalten, verkündet er stolz. Die Premierengäste – Crew, Freund/innen, Trash-Aficionados – sind begeistert.
Von hier aus geht Houchang Allahyari einen Schritt zurück: ins Privatleben Tarantinos, der im bürgerlichen Leben eigentlich Wolfgang heißt. Vor Jahren hat dieser seinen Brotjob gekündigt, um sich ausschließlich der Kunst zu widmen. Unter dem Pseudonym Wolfgang Morrison tingelt er seither als Liedermacher durch kleine Lokale. Seine Eltern haben diesen Traum ignoriert, eine Enttäuschung, die Wolfgang heute unter anderem in seinen Trashfilmen aufarbeitet: Filmemachen als Leidenschaft, Filmemachen als Therapie.
Als Robert Tarantino hat der Wiener bereits ein Dutzend B-Movies gedreht, darunter klingende Titel wie Wild Rebel oder Vampires in Vienna. Der Name ist Programm: Vampire und Psychopath/innen treffen auf toughe Agent/innen und blutrünstige Zombies. Inspirieren lässt sich Wolfgang von Genrekinogrößen wie Robert Rodriguez, als „Rebel Without a Crew“ zeichnet er bei sämtlichen Filmprojekten persönlich für Drehbuch, Regie, Kamera, Schauspiel und Schnitt verantwortlich.
In seinem neuesten Streifen macht Wolfgang Jagd auf einen Serienkiller, gespielt vom österreichischen Wrestling-Original Humungus. Als Budget wurden hundert Euro veranschlagt, hauptsächlich für Kunstblut und Mini-DV-Kassetten. Allein das Förderansuchen hätte ein Vielfaches gekostet.
Allahyari begleitet die intensiven Dreharbeiten zu Blood City Massacre und skizziert mit Ausschnitten aus früheren Tarantino-Werken eine Filmografie, die sich in keinerlei Konventionen fügt. Bis zum Drehschluss wird aus dem (Laien-)Ensemble eine eingeschworene Familie, die für Wolfgang zum absoluten Lebensmittelpunkt avanciert. Speziell Hauptdarstellerin Marie hat es ihm angetan. Nur kommt es auch im richtigen Leben – ganz so wie in seinen Filmen – oft anders als zunächst erhofft. Ein Genrefilm im wahrsten Sinne des Wortes. Das humorige Porträt eines leidenschaftlich Getriebenen. (red)