Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Auf amol a Streik
Dokumentarfilm, AT 1978, Schwarzweiß, 24 min.
Diagonale 2018

Regie: Ruth Beckermann, Josef Aichholzer

 

Zwei Streikfilme: In Salt of the Earth kämpfen mexikanische Minenarbeiter für die gleichen Rechte wie ihre amerikanischen Kollegen. Als ihnen polizeilich verboten wird, Streikposten aufzustellen, führen die Frauen den Protest weiter. Biberman konnte seinen Film nur unter großen Schwierigkeiten und gegen den Boykott von Behörden, Kopierwerken, Gewerkschaften, Kinobetrieben und Zeitungen realisieren und öffentlich aufführen. In seiner kompromisslosen Engführung von Arbeitskampf mit Rassismus und aufkeimender Frauenemanzipation bleibt Salt of the Earth bis heute unerreicht. Im Kontrast dazu Österreich im Mai 1978: In der Semperit-Reifenfabrik in Traiskirchen dokumentieren Josef Aichholzer und Ruth Beckermann den einzigen mehr als dreiwöchigen Streik seit Kriegsende. Auf amol a Streik!

Semperit Traiskirchen, 17.4. – 11.5.1978: In der Reifenfabrik findet im Mai 1978 der einzige mehr als dreiwöchige Streik Österreichs seit Kriegsende statt. Mit Interviews, Fotos, Grafiken und einer Gesprächsrunde von Streikenden zeigt der Film der Kollektivmitglieder Ruth Beckermann und Josef Aichholzer den Verlauf des Streiks; er gibt Einblick in die Haltung der Gewerkschaft zwischen Nähe zu den Beschäftigten und Verpflichtungen gegenüber den Unternehmern.
(Produktionsnotiz)

Obwohl bei den Aufnahmen das aus Wien angereiste Filmteam irgendwie deplatziert in der Runde der zum Streik bereiten Arbeiter/innen gewesen war, fand der daraus entstandene Film, der didaktisch, ähnlich wie Arena besetzt (1977) gestaltet ist, Widerhall in Gewerkschaftsgruppen, die über die Situation im Werk Semperit österreichweit informieren wollten. Er festigte auch unseren Ruf als Linksradikale, ein Totschlagargument, das uns in unserer Arbeit – nicht nur durch das Einschreiten der Gendarmerie bei diesem Projekt – oft behinderte. Erst später in Pension gaben uns Gewerkschaftsfunktionäre der damals noch größten Partei recht. Auch sie hätten öfter mit Filmen dieser Art arbeiten sollen, um auf die wiederkehrenden Zusammenhänge in der Arbeitswelt aufmerksam zu machen. Nicht nur der spontane Streik, sondern auch die dokumentarische Unmittelbarkeit war neu in der politischen Filmkultur Österreichs, die überwiegend in der Dokumentation von herzerwärmenden Naturbetrachtungen und im Spielfilm von der bereits abflauenden „Sexfilmwelle“ geprägt wurde.
(Katalogtext, Franz Grafl)

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