Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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TIERE UND ANDERE MENSCHEN
Dokumentarfilm, AT 2017, Farbe, 87 min., OmeU
Diagonale 2017

Regie: Flavio Marchetti
Buch: Katharina Mückstein, Flavio Marchetti
Kamera: Michael Schindegger
Schnitt: Natalie Schwager
Originalton: Hjalti Bager-Jonathansson
Sounddesign: Hjalti Bager-Jonathansson
Produzent:innen: Flavio Marchetti, Katharina Mückstein, Michael Schindegger, Natalie Schwager
Produktion: La Banda Film OG

 

TIERE UND ANDERE MENSCHEN stellt den Zuschauer/innen das Wiener Tierschutzhaus und dessen Bewohner/innen vor. Liebevoll, manchmal traurig, dann wieder komisch sind die Begegnungen zwischen Mensch und Tier und die individuellen Geschichten und Eigenheiten. Ein zärtlicher Blick auf das Wesen der Tiere und ein kritischer auf die menschliche Verantwortungslosigkeit.

Erst die „künstlerische“ Betrachtung des Tiers durch den Menschen lässt den Abstand des Menschen zum Tier ermessen. Flavio Marchettis Blick ist ein mit den Tieren solidarischer: Die Enttäuschung auf Rosis Gesicht ist augenscheinlich – es gibt keinen Saft mehr für die Affendame. Deren Hände – vermenschlicht durch den Blick der Kamera – greifen durch die Gitterstäbe, doch da wartet nur die Hand der Pflegerin, die Saftpackung ist leer. Rosi ist eine von vielen Bewohner/innen des Wiener Tierschutzhauses: von Katzen, Hunden bis hin zu Kakadus, Schlangen und eben, ein Kuriosum des Hauses, Affen. TIERE UND ANDERE MENSCHEN ist mehr als ein Institutionenporträt. Es geht um die Beziehungen zwischen den Tieren und den Menschen, die sich um sie kümmern; latent auch immer um den menschlichen (Kamera-)Blick.
Pfleger/innen und Ärzt/innen arbeiten rund um die Uhr, um verletzte und verstoßene Tiere zu versorgen, zu operieren und aufzupäppeln, an ein liebevolleres Heim zu vermitteln oder wieder auszuwildern. Die Fürsorge des Teams und die individuellen Geschichten und Eigenheiten ihrer tierischen Schützlinge zeigen sich in berührenden, manchmal traurigen, manchmal komischen Szenen, während mit den Besucher/innen des Hauses meist weniger geduldig umgegangen wird: Anrufe von gestressten Tierbesitzer/innen, Leute, die ihre Tiere loswerden wollen, unaufmerksame Schulklassen, die gelangweilt an Gitterstäben lehnen, während sie dem Vortrag über die Verantwortung für Haustiere nicht so recht folgen wollen.
Der Käfig zieht sich als Motiv durch den Film, jedoch nicht nur als Chiffre für Gefangenschaft und das hilflose Warten auf ein neues Zuhause, auch als Symbol für Schutz vor einer grausamen Außenwelt, in der kein Platz mehr war für die animalischen Bewohner des Hauses. Die entwaffnenden Blicke der Tiere erzählen von Angst und Schmerz, oszillieren nach und nach zwischen zaghaftem Vertrauen und Zutraulichkeit. Es sind die humorvollen Begegnungen zwischen Mensch und Tier, Aufnahmen, die die menschlichen Züge in den tierischen Gesichtern sehen wollen, denen Marchettis Interesse gilt: Steckbriefe, die Auskunft über die Charaktereigenschaften der Tiere geben, Katzen, die in einem Outdoor-Wonderland spielen, Pfleger/innen, die Geschichten vorlesen, und eben Rosi, der als alteingesessener Bewohnerin besondere Aufmerksamkeit zukommt. Der Titel ist dabei Programm: ein Film über Tiere und andere Menschen.
(Katalogtext, cw und red)

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