Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Bauer unser
Dokumentarfilm, AT 2016, Farbe, 92 min.
Diagonale 2017

Regie, Buch: Robert Schabus
Darsteller:innen: Friedrich Grojer, Martin Suette, Franz Tatschl, Ewald und Natascha Grünzweil, Maria Vogt, Simon Vetter
Kamera: Lukas Gnaiger
Schnitt: Paul-Michael Sedlacek, Robert Schabus
Originalton: Bertram Knappitsch
Musik: Andreas Frei
Sounddesign: Bernhard Maisch
Produzent:innen: Helmut Grasser
Produktion: Allegro Film

 

Innovative Produktionsleistung der VAM 2017

Schneller, billiger, mehr – dieses Mantra begleitet die Entwicklungen in der österreichischen Landwirtschaft, weg von Mensch und Tier, hin zur Maschine und zum globalen Weltmarkt. Egal ob konventionelle oder Bioproduktion, der Grundtenor der Bauern und Bäuerinnen ist derselbe: So kann es nicht weitergehen. Ein aufrüttelnder Film über die Lebensmittelproduktion im Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaftspolitik, Industrie und Gesellschaft.

Etwas läuft falsch, wenn ein österreichischer Bauer nun für achtzig statt wie früher für zwölf Menschen Lebensmittel produzieren muss und dafür auch noch weniger Geld erhält: Robert Schabus dokumentiert die Mechanismen, die die Landwirtschaft gegenwärtig – im Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Industrie – steuern. Das Mantra „Schneller, billiger, mehr“, das sich durch den Landwirtschaftssektor und den Film zieht, vermittelt den pervertierten Kreislauf überfordernder Marktansprüche, ineffizienter Verwertung und komplexer politischer Entwicklungen Neben Lobbyist/innen, Aktivist/innen, Gewerkschafter/innen und Politiker/ innen kommen vor allem österreichische Bauern und Bäuerinnen zu Wort. Egal ob diese konventionelle oder Biolandwirtschaft betreiben, der Grundtenor ist derselbe: So kann es nicht weitergehen.
Eine rasante Montage und Aufnahmen von bis ins Abstrakte verfremdeten Produktionsvorgängen unterstreichen die Absurdität des sogenannten Fortschritts – endlose Kolonnen von Milchpackungen, abgetrennte Schweineteile auf dem Fließband, unzählige Eierkartons – gestapelt und weitergeschoben von gut geölten, blitzblanken technischen Apparaturen: Der Mensch ist aus der Produktionskette weitgehend getilgt, veränderte Marktansprüche und fallende Preise haben die Nahrungsmittelproduktion in die Greifarme von Maschinen getrieben.
Bauer unser zeichnet ein alarmierendes Bild, zeigt aber auch auf, dass es anders geht: Kleine Höfe mit Direktverkauf und Aktionen wie das „Gemüsekistl“ halten dem Trend der Expansion um jeden Preis stand. Hier korrespondieren die altmodisch wirkenden Ausrüstungen der Landwirt/innen – klapprige Holzgestelle und menschliche Hände halten den Fließbändern und den grell erleuchteten Hallen entgegen – mit einem Bewusstsein für Verantwortung und dem Wunsch nach persönlichem Kontakt: „Ich will wissen, für wen ich arbeite.“
Ein aufrüttelnd-informativer Film über den wichtigsten Industriesektor – über das Paradoxon, dass Lebensmitteln, die immerhin ein zentrales Grundbedürfnis sind, so wenig Wert zugestanden wird, und über den Beruf des Bauern, der trotz stetig ausgebauter Höfe und expandierender Märkte im Sterben liegt.
(Katalogtext, cw)

Ein Film, der Lust macht, dem Bauern ums Eck einen Besuch abzustatten, bewusst heimische Lebensmittel zu genießen – und auch als Konsument/ innen das Bekenntnis abzulegen: „Bauer unser“.
(Produktionsnotiz)

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