Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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27 Storeys
Dokumentarfilm, AT/DE 2023, Farbe, 82 min., OmeU
Diagonale 2023

Regie, Buch: Bianca Gleissinger
Kamera: Klemens Koscher
Schnitt: Kai Eiermann, Antje Lass
Originalton: Tong Zhang, Ines Vorreiter, Victoria Grohs, Tjandra Warsosumarto, Armin Koch, Florian Rabl
Musik: Philipp Schaeper, Christopher Colaço
Produzent:innen: Ralph Wieser, Jens Meurer, Judy Tossell
Produktion: Mischief Films
Koproduktion: Egoli Tossell Films (DE) DFFB (DE) ZDF - Das kleine Fernsehspiel (DE)

 

Der Wohnpark Alterlaa ist bis heute für viele die Manifestation einer Wohnbauutopie. Die Filmemacherin selbst ist im „Glück(s)bau“ aufgewachsen. Nun kehrt sie als Besucherin dorthin zurück – auf der Suche nach den Träumen, die sie damals hinter sich gelassen hat. In den Erzählungen der Bewohner*innen spürt sie den eigenen Erinnerungen nach und gestaltet so ein verspieltes Porträt über das Jetzt.

Westblock. C30105. Dort waren ein schwarzes Sofa, ein runder Küchentisch und eine Dunstabzugshaube – zwischen ihnen wuchs Bianca Gleissinger auf. C30105 ist eine von 3.200 Türen des Wohnparks Alterlaa, hinter und zwischen denen die Bewohner*innen eine „Glück(s)bau-Utopie“ leben wollten. Die Filmemacherin wohnte an jenem Ort, „an dem es Pools für Proleten gibt“ und alle wie die Reichen wohnen.
In den 1970er-Jahren goss der Architekt Harry Glück diesen Traum in Form von Wohnbaupyramiden in den 23. Wiener Gemeindebezirk: Eine Satellitenstadt mit über 250.000 Quadratmetern sollte als Gegenentwurf zu den engen Gemeindewohnungen des damaligen Wien dienen. Eine Stadt in der Stadt, die als soziale Wohnbau-Utopie nach Le Corbusier mehr sein wollte: ein Zuhause mit Nachbarschaftsgefüge, Nahversorgung, Freizeitprogramm, die „moderne Fortsetzung der Gemeindebauten aus der Ersten Republik, übersetzt auf zwei Generationen später“, so Glück.
Und so sprangen Mitte der 1970er-Jahre die ersten Bewohner*innen in die Pools, und in die dreißig Clubräume der Bauten zogen dreißig Freizeitclubs: Modellbauclub, Foto- und Videoclub, Tanzsportclub, Töpferverein und das Freddy-Quinn-Archiv. Sie alle sind heute immer noch dort – in den festen Händen jener Generation, die vor fünfzig Jahren definiert hat, wie das Miteinander im Wohnpark auszusehen hat.
Bianca Gleissinger jedoch wohnt schon lange nicht mehr in Alterlaa. Mit achtzehn Jahren musste sie ausziehen und umarmte dabei im Trennungsschmerz die Dunstabzugshaube in C30105. Im Gegensatz zur Dunstabzugshaube ließ sie Alterlaas Visionen jedoch nie los. Heute kehrt die Filmemacherin zu jenem ikonischen Monument zurück, an dessen politischem Zukunftsblick sie noch immer hängt, und fragt: Ist Alterlaa das Paradies oder können Jugendträume altern? In ihrer hybriden Rolle als Besucherin und Protagonistin gestaltet Gleissinger liebevolle und sehr verspielte Momentaufnahmen des Neben- und Miteinanders im Wohnpark Alterlaa. In den privaten Archiven der Bewohner*innen sucht sie nach den eigenen Erinnerungen, in den Gesprächen mit ihnen gestaltet sie ein Porträt des Jetzt. Dabei betont sie, wie schwer es ist, diesen Ort abseits der Vergangenheit einzufangen.
27 Storeys erkundet so das Spannungsverhältnis zwischen Alterlaa als Zeitkapsel und Alterlaa als Zukunftsprojektion und malt das Bild eines Ortes, der zwischen Traum und Wirklichkeit mindestens zehntausend Geschichten erzählt. Jugendträume, so beschließt die Filmemacherin, können altern. Aber tun das Glücksträume auch?
(Katalogtext, lh)

Patronanz: FERNSEHFONDS AUSTRIA

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