Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Teheran Tabu
Spielfilm, DE/AT 2017, Farbe, 96 min., OmdU
Diagonale 2018

Regie, Buch: Ali Soozandeh
Darsteller:innen: Elmira Rafizadeh, Zahra Amir Ebrahimi, Arash Marandi, Bilal Yasar, Negar Nasseri, Morteza Tavakoli, Alireza Bayram, Klaus Ofczarek
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Frank Geiger, Andrea Mertens
Musik: Ali N. Askin
Produzent:innen: Antonin Svoboda, Bruno Wagner
Produktion: coop99 filmproduktion GmbH
Koproduktion: Little Dream Entertainment (DE)

 

Teheran – eine Stadt mit Dop- pelmoral: Religiöse Dogmen und gesetzliche Restriktionen regeln das Zusammenleben, Vergnügen ndet nur im Verborgenen statt. Teheran Tabu beschreibt das Leben von vier jungen Menschen und ihr Streben nach Glück. Der Mut der Verzweiflung treibt sie an, und jede/r von ihnen sucht nach ein wenig Freiraum innerhalb eines rigiden Systems. Ein Animations lm als düster- irrendes Großstadtpanorama einer von Verboten gebeutelten Gesellschaft.

Teheran – eine Stadt mit Doppelmoral: Religiöse Dogmen und gesetzliche Restriktionen regeln das Zusammenleben. Offziell müssen die Frauen Kopfbedeckung tragen, ihren Männern gehorchen, auf Ehebruch und Sex vor der Ehe stehen drakonische Strafen. Das inoffizielle Gesicht der Stadt findet man nur in den Innenräumen, in Hinterhöfen und im Untergrund. Dort werden wilde Party-, Drogen- und sonstige Exzesse gefeiert, und die jungen Leute kämpfen mit ähnlichen Problemen wie überall anders auch. Im Versteckten werden auch Abtreibungen vorge- nommen, künstliche Jungfernhäutchen eingesetzt, Unterschriften gefälscht, wird Geld mit Prostitution verdient. Teheran Tabu folgt dem Leben von vier jungen Menschen, deren Wege sich kreuzen und die – alle von unterschiedlichen Schicksalen gezeichnet – versuchen, ihren individuellen Weg zu finden. Der Mut der Verzweiflung treibt sie an, und jede/r von ihnen strebt nach ein wenig Freiraum in einem rigiden System. Teheran Tabu entwirft ein düster- irrendes Großstadtpanorama zweier parallel existierender Realitäten – einer sichtbaren und einer weitgehend verborgenen. Um letztere dennoch ins Bild zu setzen, bedient sich der Film einer Animationstechnik: Mit realen Schauspieler/innen gedreht, die anschließend mittels Rotoskopietechnik übermalt wurden, wirken Teheran Tabu und sein Figurenensemble modellhaft abstrahiert – ein Verfremdungseffekt, der das tatsächliche Ausmaß der gesellschaftlichen Wirklich- keit im Iran umso deutlicher vor Augen führt. Eine ungewöhnliche Perspektive auf ein Land, aus dem kritische Stimmen selten genug – wenn, dann nur illegal – an der Zensur vorbei oder verschlüsselt im westlichen Kino landen.
(Katalog,ast)

Die Farbdramaturgie ist freilich noch das geringste Tabu, das der Animations lm des Exil-Iraners verletzt. Er zeichnet ein gleißendes Bild der sexuellen Doppelmoral, die im Iran herrscht. (...) Soozandehs Inszenierung ist rechtschaffen paranoid. Polizeigewalt und Demagogie sind allgegenwärtig, beinahe jeder ist korrupt oder erpressbar. (...) Der Regisseur, der auch sein eigener Art Director ist, schafft eine Szenerie voller Fallhöhen, in die sich zuweilen Situationskomik schleicht. (...) Soozandeh ist ein zugeneigter Erzähler, er schafft Fluchtpunkte. Einige scheinen, dank weiblicher Solidarität, erreichbar. Aber sein Teheran ist kein Ort, an dem die Figuren eine Zukunft hätten. Nicht von ungefähr zeigt der Film so oft Flugzeuge, die über dem Panorama der Stadt aufsteigen.
(Gerhard Midding, epd Film)

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