Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Revolution der Augen
Innovatives Kino, AT 2022, Farbe, 75 min., stumm
Diagonale 2022

Regie: Friederike Pezold
Buch: Konzept & Realisation: Friederike Pezold

 

Zu viele, zu schnelle und zu laute Bilder, die den Blick zerstreuen, die Wahrnehmung torpedieren und das Gehirn in Flammen setzen. Revolution der Augen verordnet gegen die „overdosis of digital shitpictures“ sogenannte „LOOK-PAUSES“: die Konzentration des Blicks durch aufs Wesentliche reduzierte Bilder, die in ihrer Stille und Dauer zelebriert werden. Friederike Pezolds neuer Film ist eine radikale Meditation über die „Zerschlagung alter Bilder“ (Frieda Grafe) durch die Evolution des Films.

Revolutionär wie nie zuvor auf der Welt kämpfen die Augen für eine neue Weltanschauung gegen die herrschenden Missstände! Sie verändern die Welt durch eine neue Sehweise der Welt: der Körper in ihr. Gegen die herrschende Art, sie zu sehen, kämpfen sie dafür, dem Blick mehr Zeit, mehr Raum, mehr Stille zu geben: weil diese Werte vom Aussterben bedroht sind. Und sie kämpfen dafür, dass in der neuen Überwachungsgesellschaft mit Selfiewahn das Geheimnisvolle bei der Abbildung von Gesicht und Körper gerettet wird, weil es für die Augen so viel spannender ist. Blick-Pausen.
(Friederike Pezold)

Zu viele, zu schnelle und zu laute Bilder, die den Blick zerstreuen, die Wahrnehmung torpedieren und das Gehirn in Flammen setzen. Gegen diese „overdosis of digital shitpictures“ verordnet Revolution der Augen „LOOK-PAUSES“. Schon der Filmtitel lässt sich Zeit, baut sich aus einzelnen roten Lettern langsam auf. Ruhe fürs Auge bedeutet in Friederike Pezolds künstlerischer Vision die Konzentration des Blicks: keine akustischen Ablenkungen, Schrift statt gesprochener Worte. Das Bild wird in seiner Stille und Dauer zelebriert, in seiner Entstehung gezeigt, in seiner Gemachtheit ausgestellt. Die Spitze eines goldenen Lackstifts wird auf schwarzen Untergrund gedrückt, Linien werden gezeichnet, der Farbe wird beim Trocknen zugeschaut – die Künstlerin ist in Aktion,ein analoges Bild im Werden.
Pezold schafft Gegenbilder zum Technowahnsinn, der über den Fernsehbildschirm – „den größten Ramschladen der Welt“ (Pezold) – und über Handyscreens auf uns einprasselt. Ihr filmisches Manifest zur Qualitätssteigerung des Blicks schreibt sie mit auf das Wesentliche reduzierten Formen und Strichzeichnungen, suggerierten Bewegungen, handgemachten Bildanimationen, Videoskulpturen oder Körperbildern aus ihren frühen Filmen und künstlerischen Arbeiten. In einer Reflexion von Dispositiven des Visuellen werden diese selbst im Bild exponiert, verdeckt, fragmentiert, mit schwarzer Farbe überpinselt oder mit Scheibenkäse maskiert.
Als Schutzpatronin des Avantgardefilms und Pionierin eines neuen, intensiven Sehens führt Pezold mit minimalistischer körperlicher Zeichensprache vor Augen, wie Wahrnehmung funktioniert, wie sich der Blick und mit ihm die Welt verändert: „Wie haben wir gesehen? Wie sehen wir? Wie werden wir sehen?“ Revolution der Augen ist eine radikale Meditation über die „Zerschlagung alter Bilder“ (Frieda Grafe) durch die Evolution des Films.
(Katalogtext, mk)

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