Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Die Beute
Spielfilm, DE 1988, Farbe, 69 min.
Diagonale 2013

Regie: Dominik Graf
Buch: Günter Seuren
Darsteller:innen: Martina Gedeck, Hannes Jaenicke, Donata Höffer, Jochen Striebeck, Wookie Mayer, Wolfram Berger, Henry van Lyck u.a.
Kamera: László Kadar, Arno Gmeinwieser
Schnitt: Christel Suckow
Szenenbild: Wolfgang Sesselberg
Produzent:innen: Jelka Naber-Lentz
Produktion: Oase Film GmbH
Koproduktion: Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

 

Vor einem Jahr kam der millionenschwere Fabriksbesitzer Lohmann bei einem Autounfall ums Leben. Vieles deutet auf einen Mordanschlag hin. Weil die Polizei mit ihren Ermittlungen nicht weiterkommt, engagieren die Geschwister des Opfers eine Privatdetektivin, gespielt von Martina Gedeck. Gedeck legte mit dieser Debüthauptrolle ihr Fundament für ihre erfolgreiche Karriere.

Katalogtext Diagonale 2013:

Vor einem Jahr kam der millionenschwere Fabriksbesitzer Lohmann bei einem Autounfall ums Leben. Vieles deutet auf einen Mordanschlag hin. Georg und Sybille, die Geschwister des Opfers, verdächtigen Lohmanns Frau Gerda und deren jungen Lover Jansen. Weil die Polizei mit ihren Ermittlungen nicht weiterkommt, engagieren Lohmanns Geschwister die Privatdetektivin Nelly (Martina Gedeck). Doch der mutmaßliche eiskalte Mörder Jansen (Hannes Jaenicke) betört auch Nelly mit seinem playboyhaften Charme. Regisseur Dominik Graf variiert in diesem ambitionierten Kriminalfilm ein altes Thema: Ermittlerin verliebt sich in Mordverdächtigen. Mit ihrer Debüthauptrolle in Grafs Fernsehkrimi legte die deutsche Charakterdarstellerin Martina Gedeck das Fundament für ihre erfolgreiche Filmkarriere. (red)

Im Schatten der Katze wird 1988 ein kleiner TV-Krimi ausgestrahlt, der einen perfekten Partnerfilm zur großen Kinoproduktion darstellt: In Die Beute spielt Martina Gedeck eine ihrer ersten großen Rollen, als unkonventionelle Privatdetektivin. Allein schon wie sie beim Erstgespräch bei ihren Auftraggebern wortlos neben ihrem Chef sitzt und versucht, unbemerkt ihre auf den Teppich gefallene Zigarettenasche zu beseitigen, ist eine grandios beiläufige Vignette, die mehr Charakterdetail erzählt als alle langen Reden. Es geht um eine Firma und einen Todesfall in der Familie. Wie Die Katze ist es ein Film über Beziehungen und Betrug, über Verführung und Verbrechen, aber scheinbar gnädiger und darin vielleicht noch grausamer.

Ein Fabrikant ist bei einem Autounfall gestorben, seine Geschwister glauben, dessen Gattin habe ihren jungen Liebhaber (Hannes Jaenicke) zum Mord mit Fahrerflucht an- gestiftet. Die Detektivin macht sich an ihn heran und findet Gefallen an ihm, obwohl er sie zunächst abwimmelt: Sie sei nicht sein „Frauentyp: braungebrannt von oben bis unten wie ’ne Plastikpuppe.“ Aber ihre Beharrlichkeit trifft auf seinen bei aller Protzigkeit entwaffnenden Charme: Der erste Rundgang durch seine Wohnung ist wie eine Werbeveranstaltung im Sinne einer Verführung. Afrikamasken, Fotos, ein aufgeschlagener Bildband mit den Renaissancemalereien von Piero della Francesca: „Das macht sich immer gut“, erklärt der Mann dann unverblümt.

Solche Wohnungsbegehungen und kommentierende Einschübe von Gemälden und Artefakten werden zu Fixgrößen im Werk von Dominik Graf, an anderen Stellen variiert er Motive mit einer gewissen Verspieltheit: Zeitlupen-Einschübe aus dem Leben als Serviererin oder eine Verfolgungsszene, zwischendurch heiter zu „You Better You Bet“ montiert, in der sich die Detektivin ziemlich auffällig verhält. Doppelspiele mit zusätzlichem doppelten Boden: In einer ersten erotischen Szene, in der prompt die Gattin des toten Fabrikanten an der Tür des Geliebten läutet, stöhnt die Detektivin besonders laut. „Meine Freundin hält Sie für eine Nutte“, sagt der Mann. „Und was meinst du?“, fragt die Detektivin. „Dass du dich wie eine Nutte benimmst.“ Aus dem Beziehungsdreieck wächst auch ein Machtkampf: „Ist doch ganz klar, wenn man sich kennenlernt, wer der- jenige ist, der den anderen verlieren wird und wer gehen wird“, wird der Detektivin von ihrer Beute erklärt. Oder ist sie die Beute? Wie so viele Graf-Figuren bleibt sie mit ihrem Gewissen und besseren Wissen zurück: in der einsamen Privathölle. Am Gang der Dinge hat sich nichts geändert. (Christoph Huber)

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