Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Die Sieger
Spielfilm, DE 1994, Farbe, 137 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie: Dominik Graf
Buch: Günter Schütter
Darsteller:innen: Herbert Knaup, Katja Flint, Hansa Czypionka, Heinz Hoenig, Heinrich Schafmeister, Michael Breitsprecher, Hannes Jaenicke u.a.
Kamera: Diethard Prengel
Schnitt: Christel Suckow
Musik: Loy Wesselburg, Dominik Graf, Helmut Spanner
Produzent:innen: Günther Rohrbach
Produktion: Bavaria Film GmbH
Koproduktion: Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) Sentana Film

 

Die Mitglieder eines Sondereinsatzkommandos der Polizei kommen einem Komplott auf die Spur, in das führende Politiker, Drahtzieher des organisierten Verbrechens und ein totgeglaubter Ex-Kollege verwickelt sind. Als sie mundtot gemacht werden sollen, ermitteln sie auf eigene Faust. (Lexikon des Internationalen Films)

Katalogtext Diagonale 2013:

Blickte Dominik Graf Ende der 1990er Jahre zwar mit Milde auf den in der Phase rund um die Wiedervereinigung herrschenden Spaßwahn zurück, da die Komödien „wieder einen finanziellen Untergrund und ein Vertrauen des deutschen Publikums in deutsche Filme überhaupt geschaffen“ hätten, so war er doch selbst einer der größten Leidtragenden dieser Stimmung gewesen. Die Sieger, der sein großer Wurf zur Etablierung des Polizeigenres im deutschen Kino werden sollte, kostete zwölf Millionen Mark, hatte aber nur 160.000 Zuschauer, nicht zuletzt weil er „eine von Anfang an zu große Finsternis ausgestrahlt hat“ (...), womit gegen die „permanente Faschingsstimmung“ in deutschen Kinos kaum anzukommen war. (Zeughauskino)

Es hat schon eher mit dem Blick zu tun, den Graf auf die deutschen Verhältnisse wirft, diesem genauen und manchmal mitleidlosen Blick, der sich von Enge und Verzagtheit nicht einschüchtern lässt; der die deutschen Szenen nicht einfach abfilmt, sondern als Rohstoff für seine Fiktionen nimmt; und der es doch nicht nötig hat, seine Schauplätze und Menschen mit geborgten Mythen und geklauten Attitüden aufs internationale Format zu bringen (...)

Er ist ein trauriger und zerrissener Mann, dieser Held; seinen Kameraden geht es auch nicht besser. Sie haben sich zur Spezialeinheit gemeldet, weil sie anders ihrem kleinen Leben nicht entrinnen konnten, doch der Job bietet ihnen nur Leere und viel Langeweile, und Überstunden können tödlich enden. Sie fürchten nichts so sehr wie die Rückkehr in den normalen Dienst, doch da, wo sie sind, kommen sie auch nicht weiter. Sie nennen sich Sieger und ahnen, dass sie Verlierer sind (...)

Das ist die Welt der Polizisten, wie Graf und sein Autor Günter Schütter sie zeigen; sie haben sich beim Schreiben und beim Drehen von zwei Profis beraten lassen, und diese Männer wollen wenig wissen von den Wundern, die in amerikanischen Polizeifilmen immer dann geschehen, wenn die Wirklichkeit die Helden zu verschlingen droht (...) Das ist es, was Dominik Graf viel besser kann als die meisten seiner deutschen Kollegen: Er respektiert die Realität, er mag die Tatsachen nicht beschönigen. Und doch sieht und inszeniert er zugleich die Landschaften des Mythos und des Traums, weil er weiß, dass seinen Helden etwas fehlte, wenn er nur deren Wirklichkeit zeigte und nicht deren Sehnsucht und Illusion (...)

Und wenn Graf sein Finale auf Alpengipfeln spielen lässt, dann bewegen sich nicht nur die Schauspieler auf steilem und gefährlichem Terrain. Auch Graf kehrt dorthin zurück, wo der deutsche Film in seiner frühen Zeit nach Pathos, Schönheit, Reinheit strebte – und es spricht für ihn, dass er dort oben keinen hohen Ton anschlägt, sondern die Pistolen krachen und die Verletzten brüllen lässt. Dann explodiert eine Bombe, und eine Seilbahn brennt. Und Graf, um die Kaputtheit seiner Menschen zu bebildern, macht fast so viel kaputt wie die Regisseure aus Hollywood: Es ist nicht nur die Grenze nach Österreich, welche die Männer dort oben überschreiten. Es sind die selbstgesetzten Schranken des neuen deutschen Kinos. (Claudius Seidl, Der Spiegel)

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