Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Die Lebenden
Spielfilm, AT/PL/DE 2012, Farbe, 112 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie, Buch: Barbara Albert
Darsteller:innen: Anna Fischer, August Zirner, Hanns Schuschnig, Winfried Glatzeder u.a.
Kamera: Bogumil Godfrejów
Schnitt: Monika Willi
Originalton: Dietmar Zuson
Musik: Lorenz Dangel
Sounddesign: Tobias Fleig
Szenenbild: Enid Löser
Kostüm: Veronika Albert
Produzent:innen: Barbara Albert, Bruno Wagner, Alex Stern, Janine Jackowski, Jonas Dornbach, Maren Ade
Produktion: coop99 filmproduktion
Koproduktion: Komplizen Film (DE), Alex Stern (PL)

 

Die Cutterin des Films wird anwesend sein.

Sita auf einer persönlichen Reise – von Berlin nach Wien, Warschau, Auschwitz, Siebenbürgen und retour. Zurück zu den eigenen Wurzeln, hin zu einer aufwühlenden Wahrheit: Ein Foto zeigt den geliebten Großvater in SS-Uniform, das (familiäre) Selbstbild zerbricht. Um Verantwortung im Hier und Jetzt zu übernehmen, scheint die Wahrheitsfindung unumgänglich. Das Vergangene koppelt mit dem Privaten rück. Ein immerzu vorwärtstreibender Film über das Hin- und Wegschauen – im Bild, geschichtlich, privat.

Katalogtext Diagonale 2013:

Sita lebt in Berlin. Einen Tag nachdem sie den israelischen Fotokünstler Jocquin kennengelernt hat, führt sie der Geburtstag ihres geliebten Großvaters nach Wien. Dieses Unterwegssein entwickelt sich fortan zum tragenden formalen Element des Films – die innere Rastlosigkeit der eigensinnigen Sita wird rhythmisch ins Filmbild übersetzt. Auslöser ist ein aufwühlen- der Fund in Wien: Ein Foto zeigt den Opa in SS-Uniform. Als dieser im Krankenhaus stirbt, gibt es keine Möglichkeit mehr für direkte Konfrontation. Sita beginnt also auf eigene Faust nachzuforschen und trifft auf eine Wand des Schweigens. Mehr noch: Der Vater boykottiert die Spurensuche geradezu. „Man müsse die Vergangenheit auch einmal ruhen lassen“, sagt er – wie symptomatisch für seine Generation und darüber hinaus.

Für Sita ist Verzeihen dagegen nur über die Wahrheitsfindung möglich. Es geht ihr darum, weniger für die Taten des Großvaters als vielmehr für sich selbst, im Hier und Jetzt, Verantwortung zu übernehmen. Die Aufarbeitung der eigenen sudetendeutschen Familiengeschichte führt sie über Warschau und Auschwitz nach Siebenbürgen und wieder retour nach Wien und Berlin.

Wer ist Opfer, wer Täter/in, wie mit dem eigenen familiären Erbe umgehen? Geschickt und erfrischend lebendig setzt Barbara Albert das Private in die große historische Klammer. Sitas intimes Verhältnis zu Jocquin, ihre angespannte Beziehung zum Vater, das Praktikum, die vererbte Herzkrankheit – alles steht mehr oder weniger direkt mit der Spurensuche in Beziehung. Ein Film über das Hin- und das Wegschauen: im Bild, geschichtlich und privat. (red)

Es gibt zwar viele historische Filme, die zeigen, dass die Täter böse und die Opfer gut waren, aber es gibt nicht so viele Filme, die sich auf die Grauzonen konzentrieren. Ich wollte einen Mann zeigen, der eigentlich ein lieber Opa ist – doch hinter seiner Fassade werden plötzlich tiefdunkle Flecken sichtbar. Sita, die 25-jährige Hauptfigur des Films, gerät dadurch in einen Gewissenskonflikt: Wie stehe ich jetzt zu dem Mann? Es wäre zu einfach, den Großvater, der bei der SS war, der einst KZ-Wachmann in Auschwitz war, zum Monster zu stilisieren. Daraus lernen wir nichts, das hilft uns nicht. Denn wir ahnen selber, dass das Böse auch in uns schlummern könnte – dass wir selbst zu Täter/innen werden könnten. (Barbara Albert)

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