Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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IT WORKS II
Dokumentarfilm, AT 2022, Farbe, 103 min., OmeU
Diagonale 2022

Regie: Fridolin Schönwiese
Kamera: Joerg Burger, Johannes Hammel, Fridolin Schönwiese,
Schnitt: Fridolin Schönwiese, Karina Ressler
Originalton: Claus Benischke-Lang, Andreas Hamza, Tong Zhong
Weitere Credits: Produktionsleitung: Hanne Lassl
Produzent:innen: Fridolin Schönwiese

 

Fridolin Schönwiese hat Gerald Alt, Valentin Bräuer und Michael Hagleitner schon einmal besucht. 1998, als der Film it works entstand, waren alle drei noch Schüler, nun sind sie Männer geworden, die einen ganz eigenen Umgang mit ihren körperlichen und geistigen Handicaps gefunden haben. IT WORKS II beobachtet seine Protagonisten in ihren alltäglichen Interaktionen, lässt sich auf sie ein, passt sich an sie an. Drei filmische Porträts, die unsere Wahrnehmung verändern und bewusstseinserweiternd nachwirken.

Gerald Alt, Valentin Bräuer und Michael Hagleitner ist Regisseur Fridolin Schönwiese schon einmal begegnet. 1998, als it works entstand, waren alle drei noch Schüler. Schönwiese schrieb damals: „Persönliche Normbegriffe müssen relativiert werden; irrationale (Schwellen)Angst und Hilflosigkeit verschleiert die vorbehaltlose und wertfreie Sicht auf den MENSCHEN hinter dem / mit dem körperlichen und geistigen Handicap. Die Metamorphose in der eigenen Wahrnehmung entsteht in der Bereitschaft, sich einzulassen auf ein anderes ‚Geschwindigkeits‘denken – und in der ‚Langsamkeit‘ mehr zu entdecken.“
Mehr als zwanzig Jahre sind vergangen, und Schönwiese beschließt, erneut mit Gerald, Valentin und Michael zu drehen. Aus den Jungen sind Männer geworden, jeder ist auf seine Art erfolgreich: Gerald bestückt einen eigenen YouTube-Kanal regelmäßig mit Videos, in denen er aus seinem Alltag erzählt, mit Witzen unterhält oder als Rapper Golden G Sprechgesang zum Besten gibt. Valentin ist dem ländlichen Leben in der Wachau verhaftet, erntet Äpfel, sammelt Honig und schmiert für eine kleine Schule die Jausenbrote. Michael ist es gelungen, eine berufliche Karriere bei der ÖBB einzuschlagen. Er trainiert auf einem speziellen Gestell das Laufen und tritt mit diesem auch bei sportlichen Wettkämpfen an.
Allen gemein ist das Bedürfnis nach Selbstbestimmtheit und Ausdruck. Valentin vergnügt sich gern auf Festen, tanzt in Diskotheken, ist aufgeschlossen und gestaltet verschiedene Situationen intuitiv und selbstbewusst. Gerald genießt die Freiheit und Vielseitigkeit in der Stadt, besucht Regenbogenparaden und das Kino Bellaria in Wien, um in eine schillernde Vergangenheit abzutauchen. Zum Duschen wählt er immer wieder eine andere Lichtstimmung, je nach Laune, und schafft es, die Wassertemperatur selbstständig einzustellen, indem er mit seinem Mund die Armatur umschließt. Michael liebt es, zu reisen. Es geht nach Norddeutschland und Kopenhagen, auch die hohen Berge reizen ihn. Er testet die Grenzen seines Körpers und der Welt aus, dehnt sie durch Willenskraft und Training.
Schönwieses Beobachtungen wirken dabei unmittelbar und konzentriert zugleich, keiner der drei Männer wird zu seinem Schicksal befragt oder in ein nicht alltägliches Gespräch versetzt. Die jeweilige Persönlichkeit offenbart sich in ihrer natürlichen Interaktion mit ihrer Umgebung. Letztere wird in IT WORKS II wiederum mit einem besonderen Stellenwert bedacht, etwa wenn sich Valentins Leidenschaft für Uhren auch in Aufnahmen großer historischer Apparaturen transformiert. Die Porträts werden auf diese Weise filmisch, passen sich jeweils an die Männer an – und nicht umgekehrt.
(Katalogtext, cw)

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