Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Corsage
Spielfilm, AT/LU/DE/FR 2022, Farbe, 113 min., OmeU
Diagonale 2023

Regie, Buch: Marie Kreutzer
Darsteller:innen: Vicky Krieps, Katharina Lorenz, Jeanne Werner, Alma Hasun, Manuel Rubey, Finnegan Oldfield, Aaron Friesz, u. a.
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Ulrike Kofler
Originalton: Alain Goniva, Carlo Thoss
Sounddesign: Nicolas Leroy, Angelo Dos Santos
Szenenbild: Martin Reiter
Kostüm: Monika Buttinger
Weitere Credits: Mischtonmeister: Loïc Collignon Produktionsleitung: Gottlieb Pallendorf Casting: Rita Waszilovics
Produzent:innen: Alexander Glehr, Johanna Scherz, Bernard Michaux, Jonas Dornbach, Janine Jackowski, Maren Ade, Jean-Christophe Reymond
Produktion: Film AG Produktions GmbH
Koproduktion: Samsa Film (LU) Komplizen Film (DE) Kazak Productions (FR)

 

In ihrem vierten Spielfilm interpretiert Marie Kreutzer das Leben der berühmten Kaiserin Elisabeth von Österreich neu. Corsage erzählt von einer essgestörten, fitnessbesessenen und depressiven Frau (Vicky Krieps) in der Midlife-Crisis, deren Widerstand gegen ihre Rolle als Kaiserin und die Enge des höfischen Korsetts zunehmend größer wird. Ein kraftvolles Porträt, das sich dem historischen Stoff mit fein dosierten Brüchen widmet.


Immer wenn sich die österreichische Kaiserin bei Hof unangenehmen Bemerkungen oder Fragen ausgeliefert sieht, die etwa ihre Figur oder ihr Verhalten betreffen, dann rollt sie ihre Augen nach hinten und kippt zur Seite weg. Schnell entkommt die Monarchin auf diese Weise dem, was sie in ihrem Leben am meisten hasst: den Zwängen der Repräsentation und der Zeremonie. Gespielte Ohnmacht ist ihre Strategie, um ihre politische Ohnmacht zu verkraften. Erstere hat sie selbst in der Hand, im Gegensatz zu letzterer, die vor allem ihrer Position als Frau in einem seit Jahrhunderten patriarchal geführten Reich geschuldet ist. Ihr vierzigster Geburtstag stürzt Sisi zu Beginn des Dramas in eine Sinnkrise. Es fällt ihr immer schwerer, ihre eigene Meinung zurückzuhalten, und sie hat auch keine Lust mehr, Erwartungen zu erfüllen, die lediglich auf den Erhalt ihrer Jugend und ihrer Schönheit zielen. Etwas, das schon immer in ihr schwelte, bricht plötzlich in aller Sichtbarkeit aus ihr heraus: der wachsende Widerstand gegen ihre Rolle als Kaiserin. Sisi beginnt zu rebellieren und sich aus der Enge des höfischen Korsetts zu befreien. Sie flieht zu verflossenen Liebschaften oder in die bayerische Heimat, lässt sich von ihrer Kammerzofe bei offiziellen Terminen vertreten, während sie sich dem Drogenkonsum hingibt, und verlässt in einer schon jetzt legendären Szene die höfische Tafel mit erhobenem Mittelfinger.
 Vicky Krieps, die für ihre schauspielerische Leistung unter anderem bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Darstellerpreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet wurde, verkörpert diese eigenwillige, sich unverstanden fühlende Frau in all ihren Facetten: Sie ist stur, traurig, verzweifelt, raucht Kette, vor allem aber wird ihr alles zunehmend egal. In ihrem fünften Kinofilm interpretiert Regisseurin Marie Kreutzer das Leben der berühmten Kaiserin Elisabeth von Österreich neu. Sie zeigt die Vierzigjährige in der Midlife-Crisis, essgestört, fitnessbesessen und depressiv. Kreutzer widmet sich dem historischen Stoff mit fein dosierten Brüchen, die ins Jetzt reichen und Aktualität herstellen. Nicht nur die raffinierten Kostüme, die Pelz mit modernem Stehkragen kombinieren, das beeindruckende Szenenbild, das so manche Kaiserresidenz wie eine stylishe Altbauwohnung aussehen lässt, und der melancholische Soundtrack tragen dazu bei, das Ausmaß der Tragödie dieses Frauenschicksals in der Gegenwart zu verankern.

(Katalogtext, ast)

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