Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Flaschenkinder
Dokumentarfilm, DE 1975, Farbe, 27 min.
Diagonale 2018

Regie: Peter Krieg

 

Der Film thematisiert das Problem und die Folgen der Verbreitung künstlicher Babynahrung in Afrika durch den Konzern Nestlé. „Der Film ist ein typischer Flugblattfilm. Er informiert. Aber sein Kommentar bemüht sich nicht um Objektivität, die es im Journalismus sowieso nie geben kann“

Der Film thematisiert das Problem und die Folgen der Verbreitung künstlicher Babynahrung in Afrika durch den Konzern Nestlé.
Wir müssen den betroffenen Opfern helfen – am wirkungsvollsten dadurch, dass wir die Ursache des Elends in unseren Ländern bekämpfen, denn von dort kommt es, und indem wir sie dabei unterstützen, die Lage zu erkennen und zu verändern. Die Eltern meiner Generation haben sich auf die Fragen, warum sie den Verbrechen des Faschismus in meinem Land keinen Widerstand leisteten, schlechten Gewissens damit entschuldigt, sie hätten nichts gewusst von diesen Verbrechen, und wenn, dann hätten sie aus Angst die Augen davor geschlossen. Wir, die wir täglich die Opfer der neuen Verbrechen vor Augen haben, werden uns nicht mehr mit Unwissenheit entschuldigen können, und jede augenverschließende Duldung wird uns zu Komplizen dieser Verbrechen machen.
(Peter Krieg über seinen Film)

Die erhöhte Babysterblichkeit in Afrika durch verseuchtes Wasser, das zum Anrühren des Nestlé-Milchpulvers gebraucht wurde, kam als Thema Ende der 1970er-Jahre im Fernsehen nicht vor. Filmvorführungen in einem Studentenheim oder in einem Gasthaus in Tirol oder Niederösterreich brachten diesen Skandal ins Bewusstsein. So wurde oft bis spät in die Nacht erschüttert über die gezeigten Fakten diskutiert.
Im Anschluss an derartige Filmvorführungen wurde das Gesehene versprachlicht und Argumenten anderer zugehört – Kontrapunkt zum TV-Angebot und dessen Rezeptionssituation, bei der eher zerstreute Aufmerksamkeit, individuelles Ansehen und sprachloses Zurückbleiben konstituierend sind. „TV ist ein Medium des Vergessens“, meinte einmal Jean-Luc Godard.
Der Film ist ein typischer Flugblattfilm. Er informiert. Aber sein Kommentar bemüht sich nicht um Objektivität, die es im Journalismus sowieso nie geben kann. An der Erzählstimme lässt sich die Empörung über die aufgezählten Fakten hören, die akribisch recherchiert sind.
Die Zusammenschau dieser Tatsachen beunruhigt in weiterer Folge das interessierte Publikum. Man beginnt, sich zu überlegen, was dagegen getan werden kann. Das ist der idealtypische Einsatz von sogenannten Flugblattfilmen, ähnlich den Flugblattliedern in der Anti-AKW-Bewegung oder gegen den schleichenden alltäglichen Faschismus.
(Katalogtext, Franz Grafl)

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