Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Das unmögliche Bild
Spielfilm, DE/AT 2016, Farbe, 70 min., OmeU
Diagonale 2017

Regie, Buch: Sandra Wollner
Darsteller:innen: Jana McKinnon, Eva Linder, Andrea Schramek, Isabel Schmidt, Mira Reisinger, Isabella Simon, Alexander E. Fennon, Helmut Wiesner, David Jakob
Kamera: Timm Kröger
Schnitt: Stephan Bechinger
Originalton: Norbert Bichler, Christoph Kuchner
Musik: Joscha Eickel
Sounddesign: Simon Peter
Szenenbild: Michel Jimenez
Kostüm: Miriam Eichinger
Produzent:innen: Andi G. Hess, Anja Schmidt
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg

 

Wien in den 1950er-Jahren: eine Kindheit gebannt auf 8mm-Film, festgehalten von der 13-jährigen Johanna. Eine Kindheit, wie sie sich zugetragen hat in der Vergangenheit – oder zumindest in der Erinnerung. Fragmente einer Familiengeschichte, durchzogen von einem besonderen Geheimnis. Ein Haushalt voller Frauen und darin eine Konstante: die Großmutter Maria Steinwendner, die wöchentliche Kochklubs veranstaltet. Nur gekocht wird nie.

Die österreichische Regisseurin Sandra Wollner lässt ihren Film den Film der 13-jährigen Johanna sein. Mit einer 8mm-Kamera, die ihr der verstorbene Vater hinterlassen hat, filmt Johanna ihren Alltag, wie er ihr vorkommt: Geborgenheit im Unspektakulären, in den hierarchischen Strukturen des Frauenhaushalts mit der Großmutter als Oberhaupt. Die kleine Schwester, die beste Freundin, Johanna selbst inmitten immer wiederkehrender und dennoch fremder Frauen. Sie kommen zum Kochen, heißt es, dann sitzen sie alle um den Tisch herum, rauchen und reden, bis sie bis zum Abend hin wieder verschwunden sind, eine nach der anderen. Erst über ihren Blick durch die Kamera entdeckt Johanna allmählich Dinge, die sie „mit bloßem Auge“ vielleicht gar nie gesehen hätte. „Papa hat immer gesagt, man muss schnell sein, wenn man was sehen will. Weil alles verschwindet“, lässt Wollner ihre Protagonistin (gespielt von Jana McKinnon) einmal sagen, und auch: „Ich glaube aber, das stimmt nicht. Man muss nur lange genug hinschauen.“
Für das „Hinschauen“ und damit für das „Gesehenwerden“ hat Wollner diesen Film gemacht. Und für das Erinnern. Für die einzigartige Weise, wie nur Film Vorstellungen über eine Sichtbarmachung erzählen kann. In Johannas erzählten Vorstellungen sind Männer nur Gespenster: Ihr verstorbener Vater taucht lediglich in ihrer Erzählung einmal auf, und den kleinen Buben, den Johannas Schwester auf einer hundert Jahre alten Fotografie „vom Spielen auf dem Hof“ zu erkennen glaubt, wird es nie geben. Ein Film wie ein Zeitbildnis, der Emanzipation nicht behauptet, sondern Emanzipation ist.
(Katalogtext, az)

Auf eine feine, fast heimliche Art und Weise schleicht sich dieser Film in das Herz und Hirn der Zuschauer/innen und verführt uns in einen Haushalt voller Frauen im Wien der Nachkriegszeit. Nach und nach entblättert sich das besondere Thema dieses Films. Um das Geheimnis der Frauen der Familie Steinwendner zu erzählen (…) nimmt sich der Film viel Zeit. So viel, dass man schon ungeduldig werden möchte – nur um dann von umso größerer Wucht getroffen zu werden, wie es einem selten im Kino geschieht.
(Jurybegründung Hofer Filmtage zum „Förderpreis Neues Deutsches Kino“)

Wenn ich mich an Situationen meiner Kindheit erinnere, sind diese Erinnerungen eine Kette an Bildern, die ich aneinanderreihen kann. Ob ich sie tatsächlich erlebt habe oder ob sie mir nur gezeigt oder erzählt wurden, kann ich dabei nicht immer nachvollziehen. (…) Das unmögliche Bild ist ein Film über die Erinnerung und darüber, wie sie mit dem Filmemachen zusammenhängt. Mit den Filmen, die wir sozusagen alle machen – ob wir dabei eine Kamera benutzen oder nicht.
(Sandra Wollner)

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