Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Chuzpe
Dokumentarfilm, AT 2017, Farbe, 88 min., 31.03.: OmeU / 01.04.: dOF
Diagonale 2017

Regie, Buch: Peter Ily Huemer
Darsteller:innen: Robert Wolf, Stefan Wildner, Martin Biro, Titanilla Eisenhart, Ronnie Urini, Doris Harasek
Kamera: Christian Mitterbauer, Kirk Heflin
Schnitt: Kirk Heflin
Originalton: Robin Perner, Johannes Heilig
Musik: Chuzpe, Dirt Shit, Pöbel, Blümchen Blau
Produzent:innen: Peter Ily Huemer
Produktion: Xpedit Film

 

„Vorher gab es nichts“ – Wien, Ende der 1970er-Jahre. Als erste Punkband knallt Chuzpe in die „tote Stadt“. Peter Ily Huemer verdichtet Anekdoten ehemaliger Szeneakteur/ innen und intime Erinnerungen an die Band zum zutiefst wienerischen Porträt des hiesigen Underground, der sich Jahrzehnte später als Avantgarde entpuppt haben wird – eine lustvolle Reminiszenz an Punk, New Wave und eine Wiener Jugend, die die Chuzpe besaß, sich mit dem Repertoire von drei Akkorden auf eine Bühne zu stellen.

Punk ist Lebenseinstellung, klare Ansage und Haltung: gegen die einengende Gesellschaft, die Elterngeneration, Langeweile und Mief. Allen voran prägt Wiens erste Punkband Chuzpe (jiddisch: Unverfrorenheit) rund um Robert „Räudig“ Wolf dieses neue Lebensgefühl.
Peter Ily Huemer setzt den jungen Wilden ein filmisches Denkmal, ohne dabei in Nostalgie zu verfallen. Das Gegenteil ist der Fall. Es sind vor allem die teils widersprüchlichen Anekdoten, undogmatisch wie die Szene selbst, aus denen Huemer ein Porträt montiert, das weit über die Bandgeschichte von Chuzpe hinausweist und doch immer wieder darauf zurückkommt: von den zögerlichen Anfängen – „Es gab damals vielleicht fünf Punks in Wien“ – über legendäre Songs wie „Beislanarchie“, die beginnende Kommerzialisierung einhergehend mit einem Plattenvertrag beim Falco-Label GIG-Records und einer Ö3-Chartplatzierung und stilistische Weiterentwicklungen bis zur Auflösung der Band.
Schwarz-Weiß-Fotos, die Exzess, Rausch, Krawallmacherei gleichermaßen wie Freundschaft, Sanftmütigkeit und Zärtlichkeit konserviert haben, entpuppen sich – körnigen Konzertmitschnitten zur Seite gestellt – als Suchbilder, auf denen die einzelnen Protagonist/innen zu finden sind. Peter Ily Huemer verdichtet intime Erinnerungen zu einer widerspruchsreichen und lustvollen Reminiszenz an den freigeistigen Wiener Punk, der im New Wave aufging und (teils unfreiwillig) zum fixen Bestandteil der subkulturellen DNA einer Stadt wurde, mit der längst auch offizielle City-Branding-Initiativen werben. Ein Film über ein anderes Wien und seine Pionier/innen, über Träume und Traumata, Leid und Leidenschaften, Aufbrüche und Abgründe, Schaffen und Scheitern, Mode und Verzweiflung; über eine Stadt, an der sich die Jugend reibt, von der sie zugleich maßgeblich mitgeprägt wurde. Und natürlich über den Punk und die Chuzpe, sich mit einem Repertoire von drei Akkorden auf eine Bühne zu stellen.
(Katalogtext, red)

„Wohlstandskinder mit Hang zum Hund. Ein wenig autonom, Haut und Haare bunt. Ein Tinnitus und ein Gedächtnis wie ein Sieb. Das ist alles, was vom Punkrock übrigblieb“, heißt es zu 80er-Retro- Synthiepop. Der Text zieht Bilanz. Das ist typisch für Chuzpe: Bilanz lächerlicher Res(ulta)te von etwas, das einmal als Bewegung verstanden und mit Befreiung assoziiert werden konnte. (…) Was an Wienmusik gewitzt war und wird, ist Chuzpe.
(Drehli Robnik, „1000 Takte Tanz“, in: „Damaged Goods – 150 Einträge in die Punkgeschichte“, 2016)

1000 Takte Film & In Referenz
Neben dem aktuellen Wettbewerbsbeitrag Chuzpe zeigt die Diagonale’17 Peter Ily Huemers Kiss Daddy Good Night und The Cucumbers – All Shook Up im Pop-Special 1000 Takte Film sowie Dead Flowers in der Programmreihe In Referenz.

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