Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Crash Test Dummies
Spielfilm, AT/DE 2005, Farbe, 93 min., OmeU
Diagonale 2016

Regie: Jörg Kalt
Buch: Jörg Kalt; Idee: Antonin Svoboda
Darsteller:innen: Maria Popistasu, Bogdan Dumitrache, Simon Schwarz, Kathrin Resetarits, Viviane Bartsch, Ursula Strauss, Barbara Albert, Stipe Erceg
Kamera: Eva Testor
Schnitt: Emily Artmann
Originalton: Andreas Kopriva, Bernhard Weirather
Musik: Bernhard Fleischmann
Szenenbild: Veronika Merlin
Kostüm: Veronika Albert
Weitere Credits: Aufnahmeleitung: Zepp Berensmeier, Produktionsleitung: Gabriella Reisinger
Produzent:innen: Gabriele Kranzelbinder, Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Herbert Schwering, Christine Kiauk
Produktion: Amour Fou Filmproduktion
Koproduktion: COIN FILM (vormals ICON FILM)

 

Ein rumänisches Pärchen strandet ohne Geld in Wien. Ihre Wege trennen sich, kreuzen sich mit denen von Einheimischen und führen sie schließlich unter neuen Vorzeichen wieder zusammen. Es geht um unkontrollierte Zufälle und kontrollierte Unfälle, um das Herz der Tragik und den Schmerz der Komik, um die Liebe und, nicht zuletzt, um Kühe. Eröffnungsfilm der Diagonale’05.

Bei Crash Tests, in denen Menschen statt Dummies eingesetzt werden, geht es weniger um Geschwindigkeit als um Beschleunigung. Die Testpersonen werden mit der vierfachen Erdanziehungskraft, also 4 G, auf nur zehn Stundenkilometer beschleunigt. In Crash Test Dummies geht es ebenso um hohe Beschleunigung und niedrige Geschwindigkeit. Die Rumän/innen Ana und Nicolae erreichen Wien mit einer hohen Bewegungsenergie, werden hier abrupt abgestoppt und geben diese Energie weiter, bewegen andere Menschen, auf die sie stoßen. Wie lebt man sein Leben, und wo lebt man sein Leben, tut man etwas und steht auf oder bleibt man sitzen? Beobachtet man oder greift man ein, bewegt man oder wird man bewegt? Es geht um unkontrollierte Zufälle und kontrollierte Unfälle, um das Herz der Tragik und den Schmerz der Komik, um die Liebe und, nicht zuletzt, um Kühe.
(Jörg Kalt, Katalog Diagonale’05)

Den ganzen Film über suchen Menschen im Niemandsland einer anonymisierten Umgebung mit wechselndem Erfolg Adressen, Treffpunkte und Kontakte; sie verpassen und treffen sich und rennen immer wieder gegen Widerstände an: Crash Test Dummies eben.
Wien kommt in diesem Film anders vor als sonst. Das touristische Interesse fehlt, also sind nur Orte wichtig, die für Reisende, die mit dem Bus kommen, die erste Begegnung mit der Stadt markieren. Bahnhof Wien Mitte: Hier sieht es aus wie überall auf der Welt, wo es in einem relativ desolaten Ambiente die Kombination von Supermarkt, Reisebüro und Coffeeshops gibt. überhaupt geht der Blick immer hin und her – auch im Vergleich mit dem jeweiligen Zuhause.
Die neue „Freiheit“ provoziert Fragen. Wo fühlst du dich zugehörig? Wie eignet man sich Territorien an? Durch Sprache? Durch Zuneigung? Neben den zu erwartenden Abweisungen und übergriffen gibt es auch viele eher beiläufige Gesten von Freundlichkeit: Minikosmen der gegenseitigen Unterstützung scheinen ein mögliches Auffangnetz bei gescheiterten Testserien. Aber das Zusammenkommen ist schwierig.
Zum Schluss gibt es sogar ein Feuerwerk zur EU-Erweiterung 2004, denn Crash Test Dummies ist auch ein aktueller europäischer Film. Zeitraum: ein paar Tage bevor die EU 2004 um zehn Mitgliedsstaaten erweitert wurde. Ort der Handlung: die Straßen Richtung Westen (von Rumänien aus) und Wien. Bei der dann doch erfolgreichen Wieder-Einreise in den ehemaligen Osten blockiert eine Kuh die Straße über die Grenze, ihre nationale Zugehörigkeit bleibt ungeklärt.
(Birgit Flos, Katalog Diagonale’05)

Wir (AMOUR FOU) waren erstmals federführende Produzent/innen, und es war der erste Film, der mit einem vernünftigen Budget ausgestattet war, das von allen drei Förderinstitutionen, ÖFI, FFW und ORF, zur gleichen Zeit getragen wurde. Darüber hinaus gab es schon auch eine kleine ausländische Beteiligung. Das Projekt war von Anfang an als Koproduktion angedacht. (…) Mich hat das Buch von Crash Test Dummies überzeugt, seine unkonventionelle Machart. Ich mochte die Verschachtelung mehrerer Geschichten und wollte schon lange mal einen Ensemblefilm machen. Dieser trockene, skurrile Humor hat mich auch sehr angesprochen. Jedes Mal, wenn ich den Film anschaue, und das war auch schon beim Buch so, muss ich herzlich lachen. Das passiert eh selten genug.
(Gabriele Kranzelbinder, AFC-Interview)

Jörg Kalt (1967–2007) ist mit seinem Film Shops Around the Corner (fertiggestellt von Nina Kusturica) im Wettbewerbsprogramm der Diagonale’16 vertreten.

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