Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Die Große Reise
Dokumentarfilm, AT 2012, Farbe, 82 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie, Buch: Helmut Manninger
Kamera: Robert Neumüller
Schnitt: Birgit Foerster
Originalton: Hans Schranz
Produzent:innen: Michael Cencig
Produktion: Metafilm GmbH, Gloriafilm

 

Der Regisseur wird mit den Protagonist/innen anwesend sein.

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Was aber, wenn man gar nicht weg will? Das Kloster in Eichgraben soll mangels Wirtschaftlichkeit säkularen Zwecken zugeführt werden. Das Loslassen fällt den betagten Ordensschwestern schwer, nicht alle sind willens, sich im katholischen Gehorsam zu fügen. So ist Die Große Reise die Dokumentation eines weitreichenden Drahtseilakts zwischen Glaube, Hoffnung und Schicksal; ein stiller, herzlicher Film über Frauen und deren Liebe zu Gott und zum Klosterleben.

Katalogtext Diagonale 2013:

Eine Gruppe betagter Klosterschwestern sitzt im Halbkreis, versammelt um ein Flipchart. Die Stimmung ist getrübt, eine Rednerin bereitet die älteren Frauen auf eine „große Reise“ vor, die sie allesamt unfreiwillig antreten und die das Ende eines lieb gewonnenen Alltags markiert: Nach vielen Jahren der Ungewissheit soll das im Herzen des Wienerwalds gelegene Annunziatakloster in Eichgraben endgültig säkularen Zwecken zugeführt werden. An eine wirtschaftliche Führung ist schon lange nicht mehr zu denken, die zwanzig verbliebenen Schwestern müssen weichen.

Obgleich der oberste Grundsatz im Ordensleben Gehorsam lautet, fällt dessen Befolgung gerade in diesen Tagen besonders schwer. Mit dem geliebten Haus müssen auch Talente aufgegeben werden: die Herstellung biologischer Heilsalben, die mit Hingabe betriebene Imkerei. Der anstehende Umzug wird zur weitreichenden Glaubensfrage: Kann diese Prüfung wahrhaft Gottes Wille sein? Soll man sich fügen oder vielmehr mit dessen Hilfe dagegen ankämpfen?

Helmut Manninger hat den geistigen Zwiespalt der Glaubensschwestern begleitet; wie sie gezwungen werden, sich mit den angeordneten Weichenstellungen abzufinden, und dabei merklich an ihre Grenzen stoßen; wie sie bis zuletzt auf das Wunder hoffen, das ihre Gemeinschaft vor der Auflösung bewahrt. Die Große Reise ist ein stiller, herzlicher Film, das Porträt starker Frauen und ihrer hingebungsvollen Liebe zu Gott und zum Klosterleben. Nicht zuletzt ist es auch ein Film über momenthafte Widerständigkeit gegen die Obrigkeit und die daraus resultierenden Widersprüche, die jede/r mit sich selbst ausfechten muss. Das Wort „loslassen“ könne sie schon gar nicht mehr hören, gesteht eine Schwester kurz vor dem endgültigen Auszug. Genau dieses Loslassen mache aber das Einssein mit Gott erst erfahrbar – und das sei dann schon schön. (red)

Die Bilder von Kameramann Robert Neumüller beweisen Mut zu Langsamkeit und Stille, gewähren gefühlvolle Einblicke in eine entschleunigte Welt, die bald untergehen wird. Er lässt uns hochbetagte Schwestern erleben, fröhlich und unbeschwert wie Kinder. Gleichzeitig lesen wir in ihren Gesichtern, wie es in ihrer Seele aussieht. Und erleben den Drahtseilakt zwischen Glaube, Hoffnung und Sich-dem-Schicksal-Ergeben. (Produktionsnotiz)

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