Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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LIEBE MÖGLICHERWEISE
Spielfilm, AT 2016, Farbe, 88 min.
Diagonale 2017

Regie, Buch: Michael Kreihsl
Darsteller:innen: Devid Striesow, Silke Bodenbender, Norman Hacker, Edita Malovcic, Otto Schenk, Jana McKinnon uva
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Andrea Wagner
Originalton: Sergey Martynyuk, Peter Rösner
Musik: Moby, Steaming Satellites, De Phazz, Friedrich Gulda, Iva Zabkar
Sounddesign: Tonmischung: Bernhard Maisch
Szenenbild: Julia Libiseller
Kostüm: Theresa Ebner-Lazek
Produzent:innen: Michael Katz, Veit Heiduschka
Produktion: Wega Film

 

Eigentlich sehnen sich die Figuren in Michael Kreihsls LIEBE MÖGLICHERWEISE bloß nach Geborgenheit, nur sind sie alle auf ihre Weise unfähig, das zu kommunizieren. Der verheiratete Familienvater Michael hat sich Hals über Kopf in die verwegene Leila verliebt, die eigentlich die Freundin seines besten Freundes Roland ist. Der wiederum hat einen todkranken Vater und lässt sich mit Monika, Michaels Ehefrau, ein. Ein Episodenfilm als Panoptikum des modernen Wiener Großstadtlebens.

Vater und Tochter sitzen im Zug. Nach den turbulenten Ereignissen scheinen sie einen Draht zueinander entwickelt zu haben. Der Vater will ein Stück Lebenserfahrung an die Heranwachsende weitergeben: „Warte nicht darauf, geliebt zu werden“, sagt er, worauf die Tochter erwidert: „Das macht doch jeder.“ Und recht hat sie – im Leben wie im Film. Diese Szene aus Michael Kreihsls LIEBE MÖGLICHERWEISE verdeutlicht, wonach die einzelnen Figuren des Episodenfilms streben.
Eigentlich sehnen sich alle nur nach Geborgenheit, jeder ist auf seine Weise aber unfähig zu kommunizieren, was er/sie will, braucht, sich wünscht. Der verheiratete Familienvater Michael hat sich Hals über Kopf in die verwegene Schauspielerin Leila verliebt, er hat seinen Job gekündigt und beginnt eine Affäre mit ihr. Die wiederum ist eigentlich die Freundin von Michaels bestem Freund Roland. Der muss sich nicht nur um seinen todkranken Vater kümmern, sondern gibt schließlich den ungelenken Verführungsversuchen von Ärztin Monika, Michaels Ehefrau, nach. Und zwischendrin kämpft die pubertierende Tochter um Anerkennung und eine hochschwangere Mutter im Krankenhaus um das Leben ihres Sohnes, der von einem Auto überfahren wurde und auf der Intensivstation liegt. Alle diese Schicksale sind irgendwie miteinander verwoben.
Die Aneinanderreihung glücklicher und unglücklicher Momente in Kreihsls episodisch erzähltem Film ergibt ein wahres Panoptikum des modernen Wiener Großstadtlebens zwischen dem Theater in der Josefstadt und dem Krankenhaus Floridsdorf. Vereinzelung, die Suche nach sich selbst und dem eigenen Begehren zwischen Liebe, Beruf und Tod sind die bestimmenden Themen der Figuren.
Was bleibt einem also übrig? Der todkranke Walter (gespielt von Otto Schenk) formuliert es auf die schwarzhumorig-nüchterne Wiener Art: „Im unrichtigen Moment aufbegehren oder im unrichtigen Moment de Pappn hoidn.“ Wirklich geklärt wird in diesem Film nicht viel, die Kamera springt von einer Episode zur nächsten, das Beziehungskarussell dreht sich weiter. Die Liebe ist eben unberechenbar, und auch im Leben lassen sich Menschen immer wieder auf das ein, was ihnen eigentlich nicht guttut.
(Katalogtext, ast)

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