Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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heimatfilm
Innovatives Kino, AT 2016, Farbe, 84 min., OmeU
Diagonale 2016

Regie, Buch: Ludwig Wüst
Kamera: Klemens Koscher
Schnitt: Samuel Käppeli
Originalton: Tjandra Warsosumarto
Produzent:innen: Ludwig Wüst
Produktion: film-pla.net

 

Wo oder was ist Heimat? Erinnerungen, Fotos, Orte? Oder sind es die persönlichen Wurzeln, die eigenen Eltern, die Heimat definieren? Ist sie in der Kunst zu finden? heimatfilm umkreist den Begriff in einer Montage aus persönlichen Handschriften, in denen sich unterschiedliche Heimatvorstellungen offenbaren. Körperlich berührend und gedanklich komplex wird die Suche nach Heimat als existenziell anstrengender Prozess spürbar – die Sehnsucht, „Ich bin …“ zu sagen mit den Mitteln der Kunst.

„Ich kann lesen.“ In ungeübter Handschrift baut sich dieser Satz Buchstabe für Buchstabe auf einem weißen Blatt Papier auf. Eintritt in das Symbolische, das der Film in Variationen des Begriffs „Heimat“ durchdenkt: Heimat steckt in Erinnerungen, in einem Fotoalbum und in alten Filmfragmenten. Sie bildet sich in einem Rundgang durchs Eigenheim ab oder wird durch ihre Abwesenheit präsent, durch „unheimelige“ Ersatzheimaten – den Park, den Puff, den Knast, das Altersheim, die Wüste. Körperliche Unbehaustheit und seelische Heimatlosigkeit. Zyklisch führt die Suche nach Heimat zurück an den Anfang, an den Ort der Herkunft, das Elternhaus, zu Vater und Mutter: „Des woar’s.“ Zu spät für Briefe, Beichten und Vergebung, alles weg – auf dem Friedhof, im Universum. Wo oder was ist Heimat?
Obgleich heimatfilm mit der Ästhetik von home movies kokettiert – durch mehr oder weniger verwackelte Handkameraaufnahmen – und durch Zooms und Schwenks eine sehr authentische, wahrhaftige und intime Sicht suggeriert, zeigt sich doch alles auch als durch und durch inszenierte Performance. Zwei Kamerablicke thematisieren das Private und Persönliche von Heimat – der subjektive, amateurhafte, das eigene Leben dokumentierende Blick und der überwachende, von oben herabschauende Blick, ex negativo als Eindringen ins Private. Es sind aber nicht nur Reflexionen des Filmemachers selbst, die den Begriff einkreisen. Mit Fortdauer des Films scheint die Bild- und Sinnproduktion vom Regisseur – der Figur des Regisseurs – regelrecht entkoppelt, und immer weitere, neue Ideen von Heimat verweben sich zu einer Montage von Handschriften.
heimatfilm ist echt und wahr und real und zugleich zutiefst formal gestaltet. Er atmet, keucht, seufzt und reflektiert, ist körperlich berührend und gedanklich komplex. Er macht die Auseinandersetzung des Künstlers mit Ideen von Vertrautheit, Herkunft und Heimat als existenziell anstrengenden Prozess spürbar – die Sehnsucht „Ich bin …“ zu sagen mit den Mitteln der Kunst.
(Katalogtext, mk)


heimat-film.net

heimatfilm, das sind 18 Jahre Guerilla-Filme, Resümee meiner langjährigen Filmarbeit, auch ein Innehalten, um womöglich in eine völlig andere filmische Richtung weiterzugehen. heimatfilmist auch eine Zäsur, um eine Sehnsucht zuzulassen nach einem „Live“-Erlebnis, um wieder Theaterprojekte zu realisieren. Und last, but not least: Heimat Film – Film als Heimat … to be continued (zwei neue Filme sind in Arbeit). (Ludwig Wüst)

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