Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Fräulein Else
Spielfilm, DE/AT/IN 2013, Farbe, 70 min., OmeU
Diagonale 2014

Regie: Anna Martinetz
Buch: Anna Martinetz nach der Novelle von Arthur Schnitzler
Darsteller:innen: Korinna Krauss, Michael Kranz, Martin Butzke, Marion Krawitz, Katalin Zsigmondy
Kamera: Jakob Wiessner zusätzliche Kamera: Frank Meyer
Schnitt: Heike Parplies, Anna Martinetz
Originalton: Martial Kuchelmeister
Musik: Markus Lehmann-Horn
Kostüm: Anna Sophie Howoldt, ANSOHO Berlin
Produzent:innen: Alexandra Böhm, Toni Nottebohm
Produktion: HFF München

 

Ein Millionärskreis hat die Krise nahezu schadlos überstanden und urlaubt im indischen Luxushotel. Auch Else findet als Begleitung ihrer Tante Eingang in die betuchte Gesellschaft. Um ihren Vater vor der Verhaftung wegen finanzieller Untreue zu bewahren, soll sie einen Familienfreund um ein Darlehen bitten. Doch dieser offeriert ein unmoralisches Tauschgeschäft. Anna Martinetz übersetzt Arthur Schnitzlers Finanzkrisen-Novelle in die Neuzeit – Fräulein Else zwischen Werktreue und filmischem Experiment.

www.else-film.com

Filmgespräch mit: Anna Martinetz

Katalogtext Diagonale 2014:
Ein Millionärskreis hat die Krise nahezu schadlos überstanden und urlaubt in einem indischen Luxushotel. Die zwanzigjährige Else findet als Begleitung ihrer Tante Eingang in die betuchte Gesellschaft. Um ihren Vater vor der Verhaftung wegen finanzieller Untreue zu bewahren, soll sie den Familienfreund Dorsday um ein Darlehen bitten. Doch dieser offeriert ein unmoralisches Tauschgeschäft. „Ich sehe die Möglichkeit einer Fusion mit kollateralem Vorteil“, leitet der Geschäftsmann seine Forderung an Else in konstruiertem Wirtschaftssprech ein. Anna Martinetz übersetzt Arthur Schnitzlers Finanzkrisen-Novelle in die Neuzeit und übt sich in der subtilen Verschränkung nur vermeintlich widersprüchlicher Welten: von Film und Literatur, Fiktion und Dokument, Emotion und Stilisierung. Schnitzlers Italien der 1920er-Jahre weicht einem Indien der Gegenwart, dessen im Kolonialstil errichtete Hotelbauten sich jeder konkreten Zuschreibung entziehen und den Protagonist/innen als artifiziell anmutende Bühne dienen. Die Künstlichkeit im Inneren der Anlage steht im Kontrast zum indischen Alltag in den Straßen, der sich über Beobachtungen fast wie nebenbei in den Handlungsverlauf einfügt. So ist Fräulein Else werktreue Adaptionund Experiment zugleich. Ohne den sprachlichen Gestus des Originals zu überwerfen stützt Martinetz ihre Dramaturgie auf sehr filmische Inszenierungsformen. Wenn sich das Sonnenlicht in poetischen Unschärfen der Kameralinse spiegelt und sich der basslastige Modern India-Soundtrack über die urbane (Geräusch-)Kulisse legt, verschwimmen die Grenzen zwischen Prosa, Theater, Film und Wirklichkeit. (red)

Arthur Schnitzlers Novelle ist revolutionär, da sie einer der ersten kontinuierlichen inneren Monologe der deutschsprachigen Literatur ist. Sie wurde geschrieben, als die Welt gerade in die erste Weltfinanzkrise schlitterte. Daher kam die Entscheidung, die Novelle heute in diesem historischen Augenblick neu zu verfilmen, da die zweite Finanzkrise die Welt in Schrecken versetzt hat und sich neue Arten des subjektiven Storytellings entwickeln. (Anna Martinetz)

Hochinteressant, aufregend, überraschend, irgendwie irres Setting in einem globalisierten Hotel. Noch ganz gebannt. (Dominik Graf)

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