Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Und in der Mitte, da sind wir
Dokumentarfilm, AT 2014, Farbe, 89 min., OmeU
Diagonale 2014

Regie, Buch: Sebastian Brameshuber
Kamera: Klemens Hufnagl
Schnitt: Sebastian Brameshuber, Elke Groen, Emily Artmann
Originalton: Hjalti Bager-Jonathansson, Marco Zinz
Musik: Max Kickinger
Sounddesign: Marco Zinz
Produzent:innen: Gabriele Kranzelbinder
Produktion: KGP Kranzelbinder Gabriele Production

 

Sebastian Brameshuber begleitet drei Jugendliche aus der Salzkammergut-Ortschaft Ebensee in ihrem Alltag – zwischen Brauchtum und McDonald’s, Softgun und Gitarre, Schule und Vorstellungsgespräch. Dabei spürt er der Identitätssuche nicht bloß einer Generation, sondern auch der Heimatgemeinde seiner Protagonist/innen nach. Eines Orts, der in letzter Zeit vor allem mit Negativschlagzeilen über eine rechtsradikale Störaktion durch ansässige Minderjährige während einer Gedenkfeier im ehemaligen KZ Ebensee von sich hören machte.

www.kgp.co.at

Filmgespräch mit: Sebastian Brameshuber

Katalogtext Diagonale 2014:
Zwei Jugendliche am Traunufer: der eine in Lederhosen, der andere eingehüllt in den Union Jack – das Symbol einer angestrebten Skinhead-Rudeness à la This Is England. Das Kino als Blick über den Tellerrand: Provinz trifft Welt.

Mit nötigem Abstand, aber merklicher Empathie begleitet Sebastian Brameshuber drei Jugendliche aus der Salzkammergut-Ortschaft Ebensee in ihrem Alltag – zwischen Brauchtum und McDonald’s, Softgun und Gitarre, Schule und Vorstellungsgespräch. Dabei spürt er nicht bloß dem Bild einer Generation nach, sondern auch der Heimatgemeinde seiner Protagonist/ innen. Einem Ort, der in letzter Zeit vor allem mit Negativschlagzeilen über eine rechtsradikale Störaktion durch ansässige Minderjährige während einer Gedenkfeier im ehemaligen KZ Ebensee von sich hören machte.

Und in der Mitte, da sind wir parallelisiert die Identitätssuche der Ebenseer Jugend mit jener von Ebensee selbst; mit dem Bedürfnis vieler Bewohner/innen, sich vom nationalsozialistischen Schatten der eigenen Vergangenheit zu emanzipieren. Die Kamera ist dabei, wenn „M.J.“ die Kirtagsbühne per Moonwalk einnimmt, wenn Ramona sich als angehende Optikerin probiert und Andreas mit seinem Bruder über Waffen philosophiert. Aber auch wenn der Vorfall im KZ-Stollen von einer Mutter als „Lausbubenstück“ abgetan und die „Notwendigkeit des Vergessens“ am Familienesstisch artikuliert wird.

Brameshuber setzt der einnehmend offen artikulierten jugendlichen Wankelmütigkeit seiner Protagonist/innen eine strenge filmische Form entgegen: Während der Gespräche erscheint die Kadrierung wie ein schützender Rahmen. In anderen Szenen wiederum korrespondiert die Bildsprache mit der Lebendigkeit der Jugend – mit der Agilität eines Lebensabschnitts, in dem man sich der eigenen Person nie so ganz sicher sein kann: „Bist du jetzt Punk, Michi?“, fragt Brameshuber. „I hoff“, antwortet dieser. (red)

In der Mitte befanden sich auch die jugendlichen Protagonist/innen während der Dreharbeiten. Zwischen ihrer Lust, an diesem Film mitzuwirken und sehr persönliche Momente ihres Lebens mit mir, der Kamera und einer Öffentlichkeit zu teilen, und meiner Erwartungshaltung, einen Film zu gestalten, der ihrer Lebenswelt gerecht wird, ohne die jüngere und jüngste Vergangenheit, die blind spots, die dunklen „Löcher im Berg“, das bekannte Unbekannte auszuklammern. (Sebastian Brameshuber)

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