Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Looking for Oum Kulthum
Spielfilm, DE/AT/IT/LB/QT 2017, Farbe, 94 min., OmdU
Diagonale 2018

Regie: Shirin Neshat, Shoja Azari
Buch: Shoja Azari, Shirin Neshat, in collaboration with Ahmad Diba
Darsteller:innen: Neda Rahmanian, Yasmin Raeis, Mehdi Moinzadeh, Kais Nashif
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Nadia Ben Rachid
Originalton: Claus Benischke-Lang
Musik: Amine Bouhafa
Sounddesign: Noemi Hampel
Szenenbild: Erwin Prib
Kostüm: Mariano Tufano
Produzent:innen: Bruno Wagner, Martin Gschlacht, Antonin Svoboda, Roman Paul, Gerhard Meixner, Shoja Azari, Shirin Neshat
Produktion: coop99 filmproduktion GmbH
Koproduktion: Razor Film (DE) In Between Art Film (ITA) Vivo Film (ITA)

 

Oum Kulthum galt als Maria Callas der arabischen Welt. Vom Mythos der Sängerin fasziniert beginnt die ambitionierte iranische Künstlerin Mitra, einen Spiel lm über ihre Heldin zu drehen. Ähnlich der Diva bekommt sie auf ihrem Karriereweg jedoch den Preis des Ruhms zu spüren und muss sich in einer männerdominierten Gesellschaft durchsetzen. Der Film im Film spiegelt diese Schwierigkeit auf vielen Ebenen wider – zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Ägypten, aber auch gegenwärtig im Iran und in der westlichen Welt.

Sie war die Maria Callas der arabischen Welt. Weit über ihre Heimat hinaus wurde die ägyptische Sängerin Oum Kulthum bereits zu ihren Lebzeiten (vermutlich 1904 bis 1975) abgöttisch verehrt. Als Frau und Künstlerin setzte sie sich in einer patriarchal dominierten Gesellschaft durch und vereinte mit ihrem Gesang Menschen unterschiedlichster sozialer Schichten und Zugehörigkeiten. Bei ihrer Beerdigung verstopften Millionen Trauernde Kairos Straßen. Vom Mythos Oum Kulthum fasziniert, setzt sich die ambitionierte iranische Künstlerin Mitra in den Kopf, einen Spiel lm über ihre Heldin zu drehen. Sie selbst befindet sich seit mehreren Jahren im Ausland und muss – ähnlich wie die Diva – nicht nur auf ihrem Karriereweg immer wieder gegen die konservativen Ansichten von Männern kämpfen. In der schüchternen Ghada mit der wunderschönen Stimme findet Mitra ihre ideale Besetzung für die Rolle der berühmten Sängerin. Während der Dreharbeiten bekommt die Regisseurin allerdings die Kehrseiten von Ruhm und Erfolg zu spüren, zudem setzt ihr das plötzliche Verschwinden ihres Sohnes zu. Das Wesen Oum Kulthums wird für die Exiliranerin immer schwieriger zu fassen, Mitra gerät in Zweifel über die ursprüngliche Anlage der Figur und erleidet schließlich einen Zusammenbruch. Statt die Biografie der Ikone geradlinig zu verfilmen, erzählten Shirin Neshat und Shoja Azari in Looking for Oum Kulthum von der Bedeutung und der Größe der Sängerin aus der Perspektive einer anderen Künstlerin. So entsteht ein raffiniertes, vielfach gespiegeltes Werk, das den Prozess seiner Machart ebenso reflektiert wie das Frausein – zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Ägypten, aber auch gegenwärtig im Iran und in der westlichen Welt. Mit ihrer Protagonistin vereint Neshat nicht nur das Filmemachen, sondern auch das von den Kulthum-Anhänger/innen entgegengebrachte Misstrauen, als Nicht-araberin dem Leben und der Kunst der Legende nicht gerecht werden zu können. So werden die Zuschauer/innen Zeug/innen der inneren und äußeren Konflikte Mitras, die sich der Sängerin vielfach verbunden fühlt, folgen ihrer Schwarz-Weiß-Version in die Kindheit, als der religiöse Vater Kulthum als Junge verkleidet vor einer großen Menschenmenge singen lässt, oder lauschen gebannt, wie die Diva 1934 den ersten ägyptischen Radiosender einweiht. Die Musik ist dabei wichtiger Bestandteil des Films. Neshats Werk ist ein untrüglicher Beweis für die Kraft der Kunst, Menschen in politisch bewegten Zeiten zu verbinden.
(Katalog,ast)

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