Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Heimweh
Dokumentarfilm, AT 2017, Farbe, 80 min., OmeU
Diagonale 2018

Regie, Buch: Ervin Tahirović
Kamera: David Lindinger
Schnitt: Roland Stöttinger
Produzent:innen: Florian Brüning, Thomas Herberth
Produktion: Horse&Fruits

 

Wenn Ervin Tahirović von Foča träumt, dann sieht er Bilder einer Stadt, die es so nicht mehr gibt, trifft Verwandte, die nicht mehr dort leben. Mehr als zwanzig Jahre nach dem Bosnienkrieg reist er zurück in die verlorene Heimat. Heimweh zeichnet die Fassungslosigkeit einer Flucht nach und erzählt dabei von der Aufarbeitung einer persönlichen Geschichte.

Wenn Ervin Tahirović von Foča träumt, dann sieht er vor seinem inneren Auge Bilder einer Stadt, die es so nicht mehr gibt, und trifft Verwandte, die dort nicht mehr leben. Nach mehr als zwanzig Jahren reist der Filmemacher in die verlorene Heimat, aus der er damals als Kind mit Eltern und Bruder während des Bosnienkrieges fliehen musste. Nach der Teilung des Landes fiel Foča nicht der Föderation zu, sondern der Serbischen Republik. In der für Jahre umbenannten „Stadt der Serben“ waren Bosniak/ innen nicht mehr willkommen, und die Rückkehr der Familie war somit hinfällig.
Von der Kamera begleitet begibt sich Tahirović zurück an die vertrauten Plätze, gräbt nach verblassten Kindheitserinnerungen und bewegt sich zugleich als Fremder durch die Stadt, deren Gerüche und Geräusche ihn im Schlaf heimsuchen: Umgeben von den Spuren der Vergangenheit versucht der Filmemacher, das heutige Zusammenleben in Foča zu verstehen. Er zeichnet die Geschichte seiner Flucht nach und sucht damalige Zwischenstationen auf, die in der von Wäldern umgebenen Gebirgsregion teils nur noch als Ruinen existieren. Dabei begegnet er Verwandten und Menschen, die seine Familie beherbergt hatten. Dagebliebenen, die von schmerzlichen Verlusten erzählen und aufgewühlt von traumatischen Erinnerungen an den Krieg ratlos verstummen.
Konfrontiert mit aufkommenden Ängsten des eigenen verdrängten Kriegstraumas teilt Tahirović seine Gedanken über einen Off-Text, der sich wie eine rahmende Folie über die Bilder legt. Eine „Selbstfindungsreise“, so beschreibt es der Vorspann. Heimweh erzählt entlang einer persönlichen Geschichte von Aufarbeitung – ein Prozess, der dem Film selbst innewohnt.
(Katalogtext, jk)

Dieser Film ist die Wiederentdeckung meiner verdrängten und schmerzhaften Vergangenheit. Er ist eine Selbsttherapie durch künstlerische Aufarbeitung eines Teils meiner Biografie, zu dem ich keine Gefühle mehr hatte. Er ist die Wiederfindung meiner Seele, die ich wegen zu viel Schmerz und Überforderung aufgeben musste, damit ich überleben kann. Er ist eine Versöhnung mit der Vergangenheit und die Wiederverbindung zu den Wurzeln, die mir vor langer Zeit in meiner Kindheit gewaltsam ausgerissen wurden.
(Ervin Tahirović)

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