Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Girls Don't Fly
Dokumentarfilm, AT/DE 2016, Farbe, 90 min., OmdU
Diagonale 2016

Regie, Buch, Originalton: Monika Grassl
Darsteller:innen: Lydia Afi Wetsi, Esther Fatimatu Mohammed, Jonathan Porter, Patricia Mawuli Porter, Bernice Klüsey, Hamdiatu Alhassan, Barbara Yaa Ofosua, Fauzia Doe Kuebunya, Sumaya Cindy Mohammed, Tina Yeboah K. Akosua, Jennifer Eyram Abiwu, Monica Fafanyo, Mabel Adjei, Mary Soda, Prof. Ulrich Lanz
Kamera: Petra Lissom, Julia Hönemann
Schnitt: Sven Kulik
Musik: David Rich
Sounddesign: Oscar Stiebitz
Produzent:innen: Ralph Wieser, Arek Gielnik
Produktion: Mischief Films
Koproduktion: INDI Film in Koproduktion mit Filmakademie Baden-Württemberg und Bayerischer Rundfunk

 

Die AvTech Academy in Ghana verspricht jungen Frauen eine verheißungsvolle Zukunft als Pilotinnen. Monika Grassl besuchte die Flugschule und begleitete die Schülerinnen über mehrere Wochen bei der Ausbildung. Schon bald entpuppt sich das humanitäre Bildungsprojekt als Deckmantel für den kolonialherrschaftlichen Hochmut seines britischen Leiters. Girls Don’t Fly entschleiert die augenscheinliche Hilfe zur Selbstständigkeit als skrupelloses Ausbeutungsverhältnis.

über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Die AvTech Academy in Ghana verspricht jungen Frauen, ihren Traum vom Fliegen zu verwirklichen, und ermöglicht ihnen mit einer Ausbildung zur Pilotin und Flugtechnikerin eine verheißungsvolle Zukunft. Monika Grassl besuchte die von Jonathan Porter und seiner ghanaischen Ehefrau Patricia Mawuli gegründete Flugschule für Mädchen und begleitete über mehrere Wochen eine neue Klasse bei der Ausbildung. Doch schon bald entpuppt sich das humanitäre Bildungsprojekt, das die Lebenssituation unterprivilegierter Frauen verbessern will, als Deckmantel für den kolonialherrschaftlichen Hochmut des Briten Porter. Medienwirksam inszeniert er sich als philanthropischer Heilsbringer, um europäische Spendengelder einzukassieren: „My name is boss. And if you haven’t noticed: I am not a white man.“
Porters Glaube an seine kulturelle überlegenheit schlägt sich in militärischem Drill und Entmenschlichung der Mädchen nieder. Er gibt ihnen Nummern als „neue Identitäten“, erzieht sie zu bedingungslosem Gehorsam. Statt der ersehnten Flugstunden erteilt Porter Lektionen in Disziplin und lässt die Schülerinnen anstrengende Arbeiten verrichten, durch die er sich Macht und Wohlstand sichert. Ob er im falschen Glauben, Gutes zu tun, oder vorsätzlich eigenprofitorientiert handelt, bleibt zunächst uneindeutig.
Die Regisseurin erweist sich als stille Beobachterin und enthält sich jeglicher Erläuterung auf der Tonspur. Jedoch kommentiert Grassl das Gesehene mit einer präzisen und bisweilen bissigen Montage, die die Träume der Mädchen und die falschen Versprechen, mit denen der autoritäre Vormund seine erzieherischen Maßnahmen zu legitimieren versucht, mit den realen Bedingungen kollidieren lässt. Nach und nach schwindet jegliche Hoffnung auf die Erfüllung ihrer Ziele – nicht nur in den Mädchen, auch in den Zuschauer/innen, die der Film auf raffinierte Weise mit deren eigenen Vorurteilen konfrontiert. Die Schülerinnen erweisen sich als eigenständige, intelligente junge Frauen, die das Lügenkonstrukt ihres vermeintlichen Gönners bald durchschauen und sich schließlich mit leisem Widerstand von ihm emanzipieren, um teils doch noch ihr Glück zu finden – mit beiden Beinen fest am Boden. Eine aufklärerische Dokumentation, die die scheinbare Hilfe zur Selbstständigkeit als skrupelloses Ausbeutungsverhältnis entschleiert.
(Katalogtext, mk)

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